Abbildung 1: Die Oase Yugo vom Westen aus photographiert. Im Vordergrund der Shayok (Mai 2012)

Yugo (Baltistan)

 Yugo (auch Yugu und Ugo geschrieben) ist eine kleine Oase am linken Ufer des Shayok in Baltistan. Yugo gehörte zum ehemaligen Königreich Khaplu und war auf der linken Seite des Shayok der westlichste Außenposten dieses Herrschaftsgebiets. Von Baltistan-Reisenden wurde Yugo nicht erwähnt, weil durch diesen Ort kein Karawanenweg führte. Gowari, der nächste westlich gelegene Ort, gehörte zum Königreich Kiris und war offenbar in der Vergangenheit fußläufig von Yugo aus nicht zu erreichen. Bedingt durch seine isolierte Lage ist Yugo von den zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Skardu und Khaplu verschont geblieben. Heute ist Yugo über eine asphaltierte Straße, die Khaplu mit Skardu verbindet, leicht zu erreichen. Zum Bau der Straße hat man die steilen Felsüberhänge, die bis an den Shayok reichten und jede Reisemöglichkeit nach Westen blockierten, weggesprengt.

Abbildung 2: Lage von Yugo ca. 30 km westlich von Khaplu nach "India and Pakistan" (Jammu and Kashmir) Ni-43-03		Abbildung 3: Herzlicher Empfang in Yugo. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012)

Nach der Volkszählung von 1950 lebten in Yugo 722 Personen. 1960 wurden 771 Einwohner gezählt (Afridi, S. 274). Der Ort besteht aus einem Konglomerat eng aneinander gebauter Häuser, deren Eingänge nur durch dunkle überbaute Gänge zugänglich sind. Vergleichbares findet sich in Garbong-Kharku, Talis und Kuru. Die Häuser scharen sich um die Khanqa-Gebetshalle, die vor einigen Jahren neu errichtet wurde und im Baustil völlig untypisch für Baltistan ist. Durch die überbauten Gänge fließt ein Bach, eine Ableitung des Bergbaches, der die Oase bewässert. Mit diesem Gewässer wird auch eine Getreidemühle betrieben. In den Gängen finden sich verschließbare Vorratsbehälter.

Abbildung 5:  Der westliche Teil des Ortskerns von Yugo. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012)

Abbildung 6: Die neu erbaute Khanqa-Gebetshalle von Yugo (Mai 2012)

Abbildung 7: Überbaute (unterirdische) Zugänge der Häuser im Ortskern von Yugo (Mai 2012)

Abbildung 8: Vorratsbehälter in den überbauten Gängen des Ortskerns von Yugo (Mai 2012)

Abbildung 9: Getreidemühle in den überbauten Gängen des Ortskerns von Yugo. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012)

Abbildung 10: Älterer Mann aus Yugo. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012)

Abbildung 11: Ältere Frau aus Yugo. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012)

Abbildung 12: Kinder aus Yugo. (Mai 2012)

Die Verbindungsstraße zwischen Skardu und Khaplu verläuft in Yugo unterhalb der Felder in etwa 300 m Entfernung vom alten Ortskern. Wie fast an allen vergleichbaren Orten haben sich hier mehrere Geschäfte angesiedelt. Auch in Yugo kann man eine Zersiedelung des Ortes erkennen, wobei neue Häuser im Bereich der Felder errichtet werden.

Abbildung 13: Neubauten auf ehemaligen Feldflächen in Yugo (Mai 2012)

Der pakistanische Historiker A. H. Dani (S. 20) erwähnte wohl als erster, daß sich in Yugo buddhistische Felsbilder und Inschriften befinden. Tatsächlich waren in einem Felsareal oberhalb des Ortes Darstellungen von Stūpas und tibetische Inschriften vorhanden, wobei von einer größeren tibetischen Inschrift bedingt durch moderne Übermalungen nur noch kleinere Teile lesbar sind. Ein nach der Auskunft unseres Führers Abdullah Karim ehemals vorhandenes großes Felsbild mit der Darstellung eines Buddha/Bodhisattva ist inzwischen vollständig zerstört worden.

Westlich von Yugo erreicht man über eine moderne Brücke ein unmittelbar am Shayok gelegenes Felsareal, welches heute zu Yugo gehört und als Fongnag bezeichnet wird. Auch hier finden sich mehrere Felsbilder und insbesondere tibetische Inschriften.

Abbildung 14: : Felsbild mit der Darstellung eines Stūpa in Yugo. Photo: Siegfried Rademacher (Mai 2012)

Abbildung 15: Felsbild mit Darstellungen von Stūpas und Inschriften in Fongnag bei Yugo (Mai 2012)

Literatur

Banat Gul Afridi: Baltistan in History. Peshawar 1988
Ahmad Hasan Dani: History of Northern Areas of Pakistan. Islamabad 1991
Dieter Schuh: Reise in die Geschichte Baltistans, 3 Bd. Andiast 2011

Autor: Dieter Schuh, 2012

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