Tibet-Encyclopaedia

 

 

 

 Abbildung 1: Die 30 Konsonanten bzw.Indexbuchstaben der sogenannten "Kopfschrift " (dbu-can) nach einem Ikonographie-Handbuch des Regenten sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho aus dem 17. Jahrhundert. Quelle: Cüppers - van der Kuijp - Pagel, Pl. 269. Die lateinischen Buchstaben geben die Symbole der Transliteration nach Wylie wieder und wurden von mir hinzugefügt

Tibetische Schriften (bod-yig)

Die tibetischen Schriften sind graphematisch verschiedene Alphabet-Schriften einer tibetischen Sprache, die vor ca. 1350 in Zentraltibet gesprochen wurde und die mit mannigfachen Veränderungen im Laufe ihrer Geschichte bis heute als Schriftsprache Verwendung findet. Die strukturelle Zuordnung der einzelnen Schriftzeichen dieser Schriften zur Aussprache (Phonetik), die den Graphemen ursprünglich entsprach, ist bei allen Schriftarten der tibetischen Schriftsprache gleich. Die Unterschiede zwischen den Schriftzeichen sind nicht so bedeutend, dass eine Wiedererkennung wirklich schwierig wäre. Z. B. sind die Schriftzeichen für das als stimmhafter velarer Plosiv zu bewertende „g“ in den Schriften dbu-can (Kopfschrift), dbu-med (Kopflose Schrift), ´khyug-yig (Kursive) und den Urkunden-Schriften ´bru-tsha die Folgenden, wobei die Ähnlichkeit der unterschiedlichen Grapheme leicht wahrzunehmen ist:

         

"g" in dBu-can-Schrift

 

"g" in dBu-med-Schrift

 

"g" in ´Khyug-yig-Schrift

 

"g" in ´Bru-tsha-Schrift

Die tibetischen Schriften entstanden durch Übernahme von indischen Brāhmī-Schriften, die im 7. Jahrhundert n. Chr. im Süden von Tibet (Nordindien und Nepal), dem Westen Tibets (Pakistan und Afghanistan) und im Norden Tibets (Zentralasien) in Gebrauch waren und die als Vorlagen zur Verschriftung der damaligen in Zentraltibet gesprochenen Sprache Tibets dienten. Die Brāhmī-Schrift spielte dabei für den Tibet im Süden, Westen und Norden umgebenden Raum die gleiche Rolle wie die lateinischen Schriftarten in der heutigen Welt. Während die Länder im Süden und Westen Tibets Sanskrit – also eine damalig dort nicht gesprochene Sprache – als Schriftsprache verwendeten, wurde in Zentralasien (z. B. Khotan) die Brahmi-Schrift zur Verschriftung der eigenen Sprache verwendet. Diesem Beispiel folgten die Tibeter im 7. Jahrhundert nach Chr. Die chinesischen Schriftzeichen spielten bei der Einführung einer Schrift im Tibet des 7. Jahrhunderts keine Rolle.

Für die heute in den verschiedenen Landesteilen Tibets gesprochenen Landessprachen (Dialekte), die teilweise wie Holländisch und Hochdeutsch so verschieden sind, dass eine direkte Kommunikation ohne Erlernen der jeweils anderen Sprache nicht möglich ist, existieren keine Verschriftungen. Die Tibeter benutzen zur schriftlichen Verständigung untereinander mit den klassischen, bekannten tibetischen Schriftarten die tibetische Schriftsprache, die wie das Latein im europäischen Mittelalter das Bindeglied für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Teilen des tibetischen Hochlandes bildet. Versuche der chinesischen Besatzungsmacht, mit einer vorgeschriebenen Verschriftung einzelner Dialekte aus politischen Gründen die kulturellen Verbindungen zwischen den verschiedenen Teilen des tibetischen Hochlandes zu zerstören, sind gescheitert.

Beschreibungen der tibetischen Schriften durch die wissenschaftliche Forschung außerhalb Tibets

a) Frühe Forschungsabeiten aus dem 18. Jahrhundert

Zu den am Meisten beachteten, frühen Beschreibungen der tibetischen Schrift, die in jener Zeit auch als tangutische Schrift bezeichnet wurde, durch europäische Forscher gehören die Darlegungen von  Augustino Antonio Giorgi im zweiten Band seines in Latein geschriebenen Alphabetum Tibetanum, das in einer ersten Gesamtausgabe 1762 erschienen ist. Das Werk liegt inzwischen auch in einer von Peter Lindegger vorzüglich kommentierten Übersetzung ins Deutsche vor.

Georgi hat Tibet nie besucht und so beruht seine umfangreiche Beschreibung der tibetischen Schrift hauptsächlich auf den Aufzeichnungen und mündlichen Hinweisen von Kapuzinern, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Tibet gelebt und dort versucht hatten, eine christliches Missionswerk einzurichten. Georgi selbst erwähnt insbesondere die Missionare Horatio Pinnabelli (Francesco Orazio della Penna) und Cassiano (da) Macerata. Der erste von diesen beiden war ein vorzüglicher Kenner der tibetischen Schriftsprache und des in Lhasa gesprochenen tibetischen Dialekts. Daneben verweist Georgi auf erschienene Veröffentlichungen, in denen  tibetische Schriftzeugen und Schriftzeichen erstmalig publiziert wurden.

Folgen wir Georgi (Lindegger 1, S. 3) so wurde zum ersten Mal in der westlichen Welt überhaupt ein tibetisches Schriftstück von Thomas Hyde im Jahre 1700 im Anhang seiner Historia Religionis Veterum Persarum Eorumque Magorum veröffentlicht (siehe Abbildung 2). Es handelt sich hierbei um eine Rechtsurkunde und zwar um ein Reisebegleitschreiben für einen christlichen Missionar, das nach Hyde (S. 522) aus Bhutan stammen soll. Die Urkunde wurde im Erde-Drache-Jahr (sa-´brug) 1688 ausgefertigt und ist ein sehr schönes Beispiel für zwei in Rechtsurkunden häufig verwendete Schriftarten, nämlich Tshugs-thung and ´Khyug-yig, die man als Untergruppen der sogenannten kopflosen Schriftarten (dbu-med) klassifizieren kann.

      

Abbildung 2: Das erste in der westlichen Welt 1700 veröffentlichte tibetische Schriftstück, ein Reisebegleitschreiben aus dem Jahre 1688. Die Reproduktion zeigt das Dokument im gefallteten Zustand und ist somit unvollständig

 

Abbildung 3: Die Titelseite der Zeitschrift Acta Eruditorum von 1722, in der LaCroze seinen Beitrag zur tibetischen Schrift veröffentlichte

 

Abbildung 4: Die erste Seite des Beitrags von LaCroze über die tibetische Schrift in den Acta Eruditorum

Den ersten Versuch einer systematischen Darstellung der tibetischen Schrift verdanken wir Veyssière de LaCroze, der 1722 in den in Leipzig publizierten Acta Eruditorum (Abbildung 3) zum ersten Mal - allerdings unvollständige - Tafeln mit tibetischen Schriftzeichen der dBu-can-Schrift veröffentlichte (Abbildungen 4, 5, 6 und 7). Von den 30 Konsonanten der tibetischen Schriften gibt er nur 20 wieder. Interessant ist, dass er die tibetischen Namen für Vokalzeichen kennt, die er als gigu (für gi-gu = i), sengu (für ´greng-po = e), narro (für na-ro = o) und schuasu (für zhabs-kyu = u) bezeichnet. Außerdem ordnet er einzelnen Schriftzeichen Lautwerte zu.

      

Abbildung 5: Die zweite Seite des Beitrags von LaCroze über die tibetische Schrift in den Acta Eruditorum

 

Abbildung 6: Die dritte Seite des Beitrags von LaCroze über die tibetische Schrift in den Acta Eruditorum

 

 Abbildung 7: Die vierte Seite des Beitrags von LaCroze über die tibetische Schrift in den Acta Eruditorum

Weiterführende Arbeiten wurden von Gottlieb Siegfried Bayer in den Commentarii Academiae Scientiarum  Imperialis Petropolitanae III, 1733 und IV, 1735 veröffentlicht. Bayer lagen offenkundig Schriftentabellen aus der Mongolei vor, in denen Schriftzeichen für die indische Lantsha-Schrift, tibetische Schriftzeichen und die entsprechenden mongolischen Schreibweisen untereinander angeordnet aufgeführt waren (Abbildung 8). Denen fügte er in lateinischer Schrift Aussprachenvarianten hinzu. Des Weiteren veröffentlichte er 1735 eine Grundtabelle der Konsonanten der dBu-can- und der dBu-med-Schrift mit zugeordneten Aussprachen in lateinischer Schrift (Abbildung 9).

   

Abbildung 8: Von Bayer 1733 veröffentlichte Tafel mit verschiedenen Schriften und in lateinischer Schrift wiedergegebener Aussprache. Die tibetischen Schriftbeispiele wurden von mir rot umrandet

 

Abbildung 9: Von Bayer 1935 veröffentlichte Tafel mit den 30 tibetischen Konsonanten in dBu-can- und dBu-med-Schrift

Vergleichbare Tabellen für die dBu-can-Schrift und die dBu-med-Schrift veröffentlichte schließlich Georgi auf S. 579 und S. 636 seines Alphabetum Tibetanum (Abbildungen 10 und 11).

   

Abbildung 10: Tafel der tibetischen Konsonanten in dBu-can-Schrift nach Georgi, S. 579

 

Abbildung 11: Tafel der tibetischen Konsonanten in dBu-med-Schrift nach Georgi, S. 636

b) Wiedererwachen des Interesses an der tibetischen Schrift in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts

Nach der Veröffentlichung von Georgi wurde es für viele Jahrzehnte still um die weitere Erforschung der tibetischen Schrift. Das 1773 anonym publizierte Alphabetum Tangutanum sive Tibetanum enthält im Vergleich zu Georgis Alphabetum Tibetanum wenig Neues. 1801 veröffentlichte Pallas ein Schriftbeispiel einer tangutischen (=tibetischen) Quadratschrift (Abbildung 12), von der er anmerkt, dass er „deren Erklärung nicht habe erhalten könne“ (siehe auch Pallas, S. 360f). Erst in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts erwachte dann plötzlich das Interesse an der tibetischen Schrift und Literatur wieder. 1820 widmete Rémusat im ersten Band seiner Recherches sur les Langues Tartares ein ganzes Kapitel seiner Abhandlung der tibetischen Schrift und Sprache (Rémusat, S. 153ff und insbesondere S. 330- 393). 1825 erschienen anonym in Vol. III und IV des in Calcutta gedruckten Quarterly Oriental Magazine zwei Artikel, die sich mit Tibet befassten. Der erste trug den Titel „Observations on the Language of Tibet“. Der zweite erschien im noch gleichen Jahr unter dem Titel  „On the Language and Literature of Tibet, Aera of Buddha, and progress of the Bauddha Religion“ und wurde in Frankreich als so bedeutsam eingestuft, dass 1827 E. Burnouf eine französische Übersetzung im Journal Asiatique veröffentlichte. Wichtig an diesem Beitrag ist insbesondere, dass er einen direkten Vergleich der tibetischen Schriftzeichen mit den Buchststaben der indischen Devanāgarī vornimmt (siehe Abbildung 13). Auch taucht hier zum ersten Mal eine Umschrift auf, die man als Transliteration klassifizieren kann, die also jedem tibetischen Schriftzeichen ein bestimmtes Zeichen bzw. eine bestimmte Zeichenfolge in Anlehnung an das lateinische Alphabet fest zuordnet.

   

Abbildung 12: Im Jahr 1801 veröffentlichtes Beispiel einer tangutichen (= tibetischen) Quadratschrift nach Pallas 

 

Abbildung 13: Die tibetische dBu-can-Schrift mit der indischen Devanāgarī und einer Transliteration in lateinischer Schrift aus dem Jahre 1825

Eine Zuordnung zu den Buchstaben des Devanāgarī-Alphabets findet sich auch in den interessanten Veröffentlichungen von Schriftbeispielen tibetischer und indischer Schriften in den Asiatic Researches durch Hodgson (Abbildungen 14 und 15) im Jahre 1828. Hodgson veröffentliche Schriftbeispiele für die dBu-can-, dBu-med- und ´Khyug-yig-Schrift der Tibeter.

   

Abbildung 14: Beispiele für tibetische Schriftzeichen (mit roten Pfeilen markiert) nach Hodgson (1828)

 

Abbildung 15: Tibetische Schriftzeichen der Konsonanten in dBu-can- (links), dBu-med (Mitte) und ´Khyug-yig-Schrift (rechts) nach Hodgson (1828)

Alle diese Beiträge stellten allerdings zunächst keinen Fortschrift für einen Studenten dar, der die tibetische Schrift (und Schriftsprache) zum praktischen Gebrauch des Lesens und Schreibens erlernen wollte. Dies änderte ich erst durch die 72 Jahre nach dem Erscheinen des Alphabetum Tibetanum im Jahre 1834 in englischer Sprache veröffentlichte Grammatik der Tibetischen Sprache von Alexander Csoma de Kőrös.

Dass die Beschreibungen von Georgi 60 Jahre lang niemanden zu weiterführenden Studien der tibetischen Literatur inspirierten, lag sicherlich auch an einem fehlenden Interesse an diesem Fachgebiet. Andererseits beruhten Georgis auch ansonsten nicht immer fehlerfreie Erläuterungen auf einem Missverständnis des Wesens der tibetischen Schriftsprache. Offenkundig nahm er nämlich an, es sei von irgendeiner Bedeutung für das Verständnis tibetischer Texte, wie diese in Zentraltibet bzw. Lhasa gelesen bzw. deren Wörter dort ausgesprochen wurden. Möglicherweise hat er sogar angenommen, die tibetische Schrift diene der Verschriftung der in Lhasa gesprochenen Sprache. Da ihm zudem viele phonetische und phonematische Besonderheiten der Sprache von Lhasa nicht bekannt waren, sind seine sehr umfangreichen Erläuterungen zur Aussprache des Tibetischen verwirrend und fehlerhaft. Jedenfalls dürften sie als Instrumentarium zur Erlernung der tibetischen Schrift zum praktischen Gebrauch völlig ungeeignet gewesen sein.

In den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden insbesondere von Isaak Jakob Schmidt weitere Informationen über die Entstehung der tibetischen Schrift veröffentlicht. Diese Nachrichten beruhten auf mongolischen Quellen, die allerdings wiederum von älteren tibetischen Quellen abhingen. 1824 veröffentlichte Schmidt in seinen „Forschungen im Gebiete der älteren religiösen, politischen und literärischen Bildungsgeschichte der Völker Mittel-Asiens, vorzüglich der Mongolen und Tibeter“ (Schmidt 4, S. 219) unter Berufung auf die Chronik des mongolischen Geschichtsschreibers Sanang Setsen über die Entstehung der tibetischen Schrift folgendes: Unter dem tibetische Herrscher Srong-btsan sgam-po, der im 7. Jahrhundert nach Chr. Tibet regierte, wurde ein Minister  namens Tongmi Ssambhoda (Thon-mi Sam-bhoa) mit 16 Begleitern nach Indien geschickt, um dort „die Schrift zu lernen“. Nach der Darstellung von Schmidt nahm besagter Thon-mi Sam-bhoa die indische „Lañdsa“-Schrift zum Vorbild und entwickelte daraus eine Verschriftung der damaligen tibetischen Sprache mit 30 Konsonaten und 4 Vokalen. 1829 veröffentlichte Schmidt eine Edition und Übersetzung der Chronik des Sanang Setsen, wo er den zuvor geschilderte Sachverhalt ausführlich kommentierte (Schmidt 3, S.29, 31 und 325ff). Die hier anhand mongolischer Quellen dargestellte Geschichte über den Ursprung der tibetischen Schrift ist heutzutage nach der Auswertung zahlreicher historiographischer, tibetischer Quellen sattsam bekannt. 1832 wurde Schmidts  Aufsatz „Über den Ursprung der tibetischen Schrift“ veröffentlicht, den er 1829 der Académie impériale des sciences de St. Pétersbourg vorgelegt hatte. Hier stellte er als erster anhand von Sanskrit-Inschriften, die in Nordindien aufgefunden wurden, die These auf, dass die tibetische Schrift von einer später als Gupta-Schrift klassifizierten nordindischen Schrift des 7. Jahrhunderts abstammte. Unabhängig von Schmidt veröffentlichte Csoma de Kőrös im Jahre 1834 eine vergleichbare These in seiner Grammatik der tibetischen Schriftsprache, wo wir folgendes lesen (S. 204): „The Tibetan alphabet itself, as has been noticed in other places, is stated to have been formed from the Devanágari prevalent in Central India in the seventh century. On comparing the forms of its letters with those of various Sanskrit inscriptions … a striking similtude will be observed.“

Dass die Einführung der tibetischen Schrift in Tibet sich im 7. Jahrhundert ereignete, ist heutzutage unbestritten, zumal wir inzwischen tibetische Schriftdenkmäler in der Form von Steininschriften aus dem 8. und 9. Jahrhundert vorliegen haben (Abbildungen 16, 17 und 18), deren Schriftzeichen im Wesentlichen der dBu-can-Schrift entsprechen.

      

Abbildung 16: Auszug aus der Inschrift des Klosters bSam-yas (8. Jahrhundert n. Chr.). Quelle: Precious Deposits

 

Abbildung 17: Auszug aus der Zhol-Inschrift von Lhasa (8. Jahrhundert n. Chr.). Quelle: Tibet Album

 

Abbildung 18: Auszug aus der Inschrift von rKong-po (9. Jahrhundert n. Chr.). Quelle: Precious Deposits

c) Die Pionierarbeit von Csoma der Kőrös

1834 veröffentlichte Csoma de Kőrös (Abbildung 19) als Pionierabeit, mit der die Tibetologie als Wissenschaft begründet wurde, seine „Grammar of the Tibetan Language“. 1839 wurde die „Grammatik der Tibetischen Sprache“ von Isaak Jakob Schmidt (Abbildung 20) in St. Petersburg gedruckt. Schmidt hat die Grammatik von Csoma de Kőrös gekannt und erweist ihr in seiner Einleitung höchste Anerkennung. Das Werk von Csoma de Kőrös beginnt mit der Darstellung der tibetischen Schrift, die nur 2 ½ Seiten umfasst und eigentlich mit dem Satz endet: „That is all that need be said of the letters of the Tibetan alphabet“. Diese Explikationen beruhen fast vollständing auf den Analysen des tibetischen Alphabets durch die traditionellen tibetischen Grammatiker. Er veröffentlicht insbesondere eine Tafel der tibetischen Konsonanten mit Entsprechungen des lateinischen Alphabets, die als Transliteration zu bewerten sind (Abbildung 21). Hinzu kommt eine kleine Tafel, in der er diese Konsonanten nach Artikulationsstellen ordnet (Abbildung 22), was übrigens die traditionellen tibetischen Grammatiker ebenfalls tun. Wichtig ist, was Csoma de Kőrös grundsätzlich zur Aussprache der tibetischen Schriftzeichen äußert (S. 8): “It is however proper, when writing in the Roman character, to express every letter, wether it may easily be pronounced or not. … Pronounciation is different in different provinces, none of which can be taken for a standard”. Unklar ist deshalb, warum er dennoch mit seitenlangen Erläuterungen und mit aus heutiger Sicht weitgehend untauglichen Mitteln versucht, eine sogenannte moderne Aussprache der tibetischen Schriftzeichen zu erklären.

         

Abbildung 19: Alexander Csoma de Kőrös (1784-1842)

 

Abbildung 20: Isaak Jakob Schmidt (1779-1847)

 

Abbildung 21: Die Konsonanten des tiibetischen Alphabets mit Transliteration in lateinischer Schrift nach Csoma de Kőrös

 

Abbildung 22: Die Konsonanten des tibetischen Alphabets geordnet nach Artikulationsstellen nach Csoma de Kőrös

Um das vorstehend Gesagte zu verdeutlichen, sei hier der aktuelle Forschungsstand der Beurteilung der tibetischen Schriftsprache referiert.

d) Anmerkungen zur Artikulation der tibetischen Schriftsprache

Die tibetische Schrift entstand im 7. Jahrhundert nach dem Vorbild von indischen Buchstabenschriften. Die tibetische Schrift spiegelt deshalb analog zu den indischen Vorlagen den Lautbestand eines tibetischen Dialekts wieder, der im 7. Jahrhundert in Zentraltibet gesprochen wurde. Nach einem von Nathan W. Hill 2010 veröffentlichten Aufsatz (S. 111) soll dies die Sprache gewesen sein, die im Yarlung-Tal gesprochen wurde und die man als „Alttibetisch“ bezeichnen kann. Dabei wird die Annahme, dass die tibetischen Könige des tibetischen Großreichs aus dem Yarlung-Tal stammten, als hinreichende Begründung dafür genommen, dass das Alttibetisch eben die Sprache dieses Tals ist, was natürlich durch nichts bewiesen ist. Dieses Alttibetisch zeichnet sich durch zahlreiche Konsonanten-Cluster aus, wie z.B. in (transliteriert) brgyad („acht“) oder rtags („Zeichen“). In der tibetischen Schriftsprache sind der Lautbestand und die grammatische Struktur des Alttibetischen weitgehend erhalten bzw. fortgeführt worden.

Die modernen tibetischen Dialekte oder Sprachen sollen sich nach Hill aus dem sogenannten Alttibetischen entwickelt haben, was natürlich nicht unumstritten ist (siehe Abbildung 23). Sie unterscheiden sich untereinander erheblich und sind auch vom Alttibetischen sehr verschieden. Liest nun ein Tibeter einen Text der Schriftsprache, so spricht er die einzelnen Wörter so aus, wie er den Namen des entsprechenden Gegenstandes etc. in seinem Dialekt artikuliert. Im Lhasa-Dialekt artikuliert er bei Lesen von schrifttibetisch rta („Pferd) tā , von schrifttibetisch rtar („auf dem Pferd“) tā: und von schrifttibetisch rtags („Zeichen“) tà:. Im ersten Fall wird die Silbe tā hochtonig mit kurzes Vokal gesprochen, im zweiten Fall wird tā: hochtonig mit langem ebenen Tonhöhenverlauf artikuliert und im dritten Fall hochtonig mit langem, fallenden Tonhöhenverlauf gesprochen. Während für den Lhasa-Tibeter die Wörter tā, tā: und tà: wohlunterschieden sind, klingen sie für einen Europäer ohne linguistische Vorbildung völlig gleich. Dies führt dazu, dass er bei einer lautlichen Niederschrift (Transkription) dieser Wörter immer nur mit "ta" transkribiert, mit dem Ergebnis, dass sein transkribierter tibetischer Text voller Synonyme (mehrdeutige Wörter) ist, die es im Tibetischen, also in der Schriftsprache und  in den modernen Sprachen, nicht gibt. Faktisch wird dadurch die Wiedergabe tibetischer Wörter völlig verballhornt.

Zu der Aussprache schrifttibetischer Wörter findet sich eine sehr erhellende Beschreibung in dem 1993 erchienenen, sehr lesenswerten Buch „The Classical Tibetan language“ von Stephan V. Beyer (S. 18), die ich hier in Deutscher Übersetzung wiedergebe:

„Wenn Tibeter von verschiedenen Landesteilen Tibets gebeten werden, ihre Bezeichnung für „Haar“ wiederzugeben, so wird ein Tibeter von Purik skra sagen. Einer vom Amdo wird škya artikulieren und einer von Kham wird štra sagen. Einer von Tao-fu wird ṣṭra artikulieren und jemand von Bhutan oder Sikkhim wird kya sagen. Vergleichbar wird einer von Ladakh ṣa artikulieren, ein ländlicher Zentraltibeter wird  ṭa sagen und ein Bewohner aus der Oberklasse von Lhasa wird ṭṣa sagen. Wenn diese Tibeter schreiben können und sie gebeten werden, das Wort, welches sie gerade gesprochen haben, niederzuschrieben, werden sie im Schrifttibetischen das Wort notieren, welches wir als <skra> transliterieren. Wenn man ihnen das geschriebene <skra> vorlegt, so werden sie dieses Wort (wie oben) verschieden aussprechen, aber sie kennen alle die (schrifttibetische) Form und werden darin übereinstimmen, dass diese, wie immer man sie auch artikuliert, die Bedeutung von „Haar“ hat“.

Hier stellt sich nun die Frage, wie ein Nicht-Tibeter, der sich mit der tibetischen Philologie beschäftigt, nun das Schrifttibetische artikulieren sollte. Folgt er den Rat von Csoma de Kőrös und artikuliert er die tibetischen Wörter mit den Buchstaben der Transliteration („express every letter, wether it may easily be pronounced or not“), so spricht er eine Sprache, die in Tibet von niemanden jemals so gesprochen wurde. Hegt er dabei die Vorstellung, damit das Alttibetische zu sprechen, so zeigen moderne Untersuchungen, dass es keineswegs einfach ist, die Aussprache des Alttibetischen zu rekonstruieren. 2010 hat Hill den dankenswerten Versuch unternommen, eine Tafel für die Aussprache des Alttibetischen aufzustellen, die in Abbildung 24 wiedergegeben ist. Hier umschreibt Hill die Aussprache unter Verwendung des Internationalen Phonetischen Alphabets (API). Einerseits ist damit bei weitem noch nicht das letzte Wort über diese Aussprache gesprochen, denn zur Artikulation mehrerer Schriftzeichen bestehen, wie Hill selbst ausführlich darlegt, erhebliche wissenschaftlichen Kontroversen. Zudem werden die Konsonanten je nach Stellung in einer Silbe unterschiedlich artikuliert. Für weitere ausführliche Erläuterungsversuche zur Artikulation des Alttibetischen siehe auch Beyer, S. 55-67.

   

Abbildung 23: Stammbäume für die Entwicklung tibetischer Dialekte und des Alttibetischen nach Shafer (oben) und Hill (unten). Quelle: Hill, S. 111. Unterstreichungen in rot von mir hinzugefügt

 

Abbildung 24: Der Versuch einer Rekonstruktion der Aussprache des Alttibetischen durch Nathan W. Hill  (S. 114),  dargestellt mit dem Internationalen Phonetischen Alphabets (API).

Die Mehrzahl der nach Csoma de Kőrös geschriebenen Grammatiken und Handbücher zur tibetischen Schriftsprache beschränkt sich im Gefolge des Begründers der Tibetologie bei der Beschreibung der Aussprache der tibetischen Schrift auf die Transliteration der einzelnen Buchstaben. Dabei orientiert man sich auch an der in der Indologie geläufigen Transliteration der entsprechenden Buchstaben des indischen Devanāgarī-Alphabets und deren angenommene Artikulation. Dies gilt insbesondere für Jäschke, der aus wissenschaftlichem Interesse unsystematisch auch Hinweise auf die Aussprache bestimmter schrifttibetischer Wörter in Westtibet und Zentraltibet gibt. Zu dieser Gruppe von Sprachbeschreibungen gehören auch das „Manuel Élémentaire de Tibétain Classique“ Marcelle Lalou, das „Handbuch zur Grammatik der klassischen tibetischen Schriftsprache“ von Peter Schwieger und natürlich Stephan V. Beyers „Classical Tibetan Language“, die sich bei der Beschreibung der Artikulation auf die Aussprache des Alttibetischen beschränkt. Allerdings ist Beyers Werk auch nicht als Handbuch zur Erlernung des Schrifttibetischen zu benutzen.

Von den Beschreibungen der tibetischen Schriftsprache, die den Studierenden mit einer umfangreichen Belehrung über die Aussprache des Schrifttibetischen in der Sprache von Lhasa konfrontieren, sind hier nur die Grammatik von Hannah und das Lehrbuch von Michael Hahn zu nennen. Grundsätzlich ist hierzu aber anzumerken, dass die Aussprache des Schrifttibetischen nach einem gesprochenen Dialekt natürlich eine gründliche Kenntnis dieses Dialekts voraussetzt. Es ist ein Irrweg anzunehmen, dass ein Student des klassischen Tibetischen, der möglicherweise dies auch noch als Nebenfach studiert, die Artikulation der Tonsprache Lhasa-Dialekt nebenbei miterledigen kann. Abgesehen davon, dass er das Hören und Sprechen von bedeutungsrelevanten Tonhöhen und Tonhöhenverläufen erst einmal zeitaufwendig lernen muß, wird er mit z. B. der Wahrnehmung und Artikulation von phonematisch unterschiedenen Verschlusslauten, wie z. B. von Aspirata und Nichtaspirata oder von retroflexen und alveolaren Verschlusslauten, konfrontiert, deren Unterschied es im Deutschen und anderen europäischen Sprachen nicht gibt und deren Verschiedenheit er somit kaum wahrnehmen, geschweige den artikulieren kann. Dies Gesagte gilt um so mehr, wenn Autor, wie z.B, Michael Hahn, in seiner Darstellung deutlich offenbart, dass er die Tonemstruktur des Lhasa-Tibetischen nicht hinreichend kennt und die Ausprache zahlreicher Wörter somit irreführend wiedergibt. Zwar weist Hahn (S. 2) daraufhin, dass in er seiner Beschreibung „nur die Genauigkeit anstrebt, die für praktische Zwecke erforderlich ist“ und er bemerkt folgendes: „Auf die feineren Nuancierungen besonders der vokalischen Phoneme und des Tonhöhenverlaufs kann hier nicht eingegangen werden.“ Nun sind diese sogenannten „feinen Nuancierungen“ wie oben an einigen Beispielen verdeutlicht wurde, artikulatorische Differenzen, die Unterschiede in der Wortbedeutung zur Folge haben. Eine solches Vorgehen gleicht dem eines chinesischen Lehrers, der die „feinen Unterschiede“ zwischen r und l nicht hören und sprechen kann und deshalb seinen Studenten beibringt, das Wort Reben als Leben, das Wort Rache als Lache und das Wort Rügen als Lügen zu artikulieren. Seitenlange, auch noch mit Übungsstücken versehenen Darlegungen über die angebliche Ausprache des Schrifttibetischen im Lhasa-Dialekt sind eigentlich vergleichbar mit den verschrobenen Darlegungen der tibetischen Schriftsprache durch Georgi und dürften in der Regel das Erlernen der tibetischen Schriftsprache verunmöglichen.

Wenn man im Rahmen eines Tibetologie-Studiums Wert darauf legt, dass die tibetische Schriftsprache so ausgesprochen wird, wie das ein gebildeter Lhasa-Tibeter tut, muß man eben auch Lhasa-Dialekt als eigene Sprache unterrichten. Ansonsten ist zu beobachten, dass viele Tibetforscher die Schriftsprache häufig in einer Art und Weise aussprechen, die von einer weiteren Person nicht verstanden wird. Solange sie dies mit einer textlichen Wiedergabe in tibetischer Schrift oder einer Transliteration ergänzen, besteht für die Kommunikation kein Problem. Hierin gleichen dann die Nicht-Tibeter, wie Beyer (siehe oben) anschaulich dargelegt hat, den Tibeter aus verschiedenen Landesteilen, die im Extremfall ebenfalls wechselseitig einen Text, der nur vorgelesen wird, nicht verstehen können. Negative Auswirkungen hat dies nur dann, wenn selbst in wissenschaftlichen Arbeiten, wie neuerdings häufiger zu beobachten ist, in einer verballhornenden Umschrift schrifttibetische Bezeichnungen ohne ergänzende Transliteration wiedergegeben werden. Hierauf wird in dem später folgenden Abschnitt über Transliteration und Transkription noch näher eingegangen werden.

d) Materialien zu einer tibetischen Palaeographie

In einem Anhang zu seiner Grammatik fügt Csoma de Kőrös umfangreiche Beispiele für die Schreibung verschiedener tibetischer Schriftarten an. Neben der dBu-can-Schrift und der dBu-med-Schrift, von der vor seiner Zeit schon Beispiele veröffentlicht worden waren (siehe z. B. die Abbildungen 10, 11, 13, 14 und 15), erwähnt er neu eine ´Bam-yig genannte Ornamentalschrift (Abbildung 25) und eine ´Bru-tsha genannte Schrift (Abbildung 26). Von den indischen Schriften, die in Tibet bekannt waren, gibt er auf drei Seiten Beispiele der Lantsha(~ Lāñtshana)-Schrift  wieder (Abbildung 27).

      

Abbildung 25: Beispiel für die sogenannte ´Bam-yig-Schrift nach Csoma de Kőrös

 

Abbildung 26: Beispiel für die ´Bru-tsha-Schrift nach Csoma de Kőrös

 

Abbildung 27: Beispiel für die indische Lantsha(~ Lāñtshana)-Schrift und ihre tibetischen Entsprechungen nach Csoma de Kőrös

Letzteres ist auch ein gutes Beispiel dafür, welche Zusatzbuchstaben die Tibeter zur Umschreibung von Sanskritwörtern mit indischen Buchstaben benutzt haben, für die es in der üblichen tibetischen Schrift eigentlich keine Äquivalente gibt. Eine sehr übersichtliche Darstellung dieser Sonderschriftzeichen findet sich auch in der Grammatik von Marcelle Lalou (Abbildung 28), wo alle vorkommenden Schriftzeichen des indischen Devanāgarī-Alphabets mit den entsprechenden tibetischen Schreibweisen gegenübergestellt erscheinen.

Abbildung 28: Das indische Devanāgarī-Alphabet und seine Entsprechungen in der tibetischen Schrift nach  Lalou, S. 5. Sonderzeichen der tibetischen Schrift sind von mir rot gekennzeichnet

Weitere Tafeln mit Beispielen für Schriftzeichen unterschiedlicher tibetischer Schriften wurden von Sarat Chandra Das im Jahre 1888 veröffentlicht. Wie Hodgson und Csoma de Kőrös hat auch Sarat Chandra Das vermutlich tibetische Schriftenbücher benutzt, die im alten Tibet sowohl als Handschriften als auch in gedruckter Form (Holzdruck) als Schreib- und Lesevorlagen kursierten. Vielleicht hatte er aber auch schriftkundige Tibeter zur Verfügung, die die Schriftbeispiele nach ihren eigenen Vorstellungen angefertigt haben. Zusätzlich zu dem, was bei Csoma de Kőrös vorgestellt wurde, erwähnt er insbesondere eine Tshugs-chen- und eine Tshugs-thung-Schrift (Abbildungen 29 und 30), die kursive ´Khyug-yig-Schrift (Abbildungen 31 und 32) und zwei Arten von ´Bru-tsha-Schriften (Abbildung 33). Von den letzten beiden Schriftarten behauptet er, dass eine in Handschriften und die andere für Druckschriften benutzt worden sei. Dieses ist mit Sicherheit falsch. Aus den Abbildungen 29, 30 und 33 ist leicht zu entnehmen, dass der wichtigste Unterschied zwischen den verschiedenen Arten der ´Bru-tsha-Schrift und den übrigen dBu-med-Schriften darin besteht, dass die ´Bru-tsha für die Vokale die Schriftzeichen der dBu-can-Schrift verwendet.

   

Abbildung 29: Die Tshugs-ring- (oben) und Tshugs-thung-Schrift (unten) , Buchstaben k - w, nach Sarat Chandra Das 

 

Abbildung 30: Die Tshugs-ring- (oben) und Tshugs-thung-Schrift (unten) , Buchstaben zha und folgende, nach Sarat Chandra Das (1888) 

   

Abbildung 31: Die kursive ´Khyug-yig-Schrift, Buchstaben k - w, nach Sarat Chandra Das

 

Abbildung 32: Die kursive ´Khyug-yig-Schrift, Buchstaben sh und folgende, nach Sarat Chandra Das

Abbildung 33: Zwei Arten der tibetischen ´Bru-tsha-Schrift nach Sarat Chandra das

Sarat Chandra Das versucht auch Hinweise zu geben, für welche Art von Schriftstücken die von ihm wiedergegeben Schriftarten verwendet worden sind. Es bleibt unklar, auf welche Quellen er sich bei diesem sicherlich lobenswerten Versuch stützt. Sicherlich ist nicht alles, was er hierzu notiert, falsch. So ist es richtig, wenn er feststellt (S. 47), dass die dBu-chen-Schrift für Druckwerke und heilige Schriften verwendet wurde und auf Inschriften zu finden ist. Mehr als zweifelhaft ist, dass die Schrift, die er als Pema tshug-chung bezeichnet, für „elegant writings, epistels and love letters“ verwendet wurde. Völlig irreführend sind seine Bemerkungen über eine der wichtigsten Urkundenschriften, nämlich die ´Bru-tsha und ihre Varianten. Hierzu lesen wir (Das, S. 48). „The third form called Du-tsha (Hbru-tshag), which is seldom used for the above four purposes, is used in public notices, placards, signboards, names of books on covers, and in making covers of goods, bales, furniture … Almost all the Pon books are written in this form. … As in course of time the Pon religion declined, it (Du-tsha) fell into disuse. Still the largest use is made of it only in Pon monasteries.”

Die ältesten tibetischen Herrscherurkunden, die als Photo-Reproduktionen von Tucci in seinen berühmten Tibetan Painted Scolls veröffentlich worden sind, stammen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Die in diesen Urkunden verwendte Schrift ist die ´Bru-tsha rkang-ring („´Bru-tsha mit den langen Beinen“), die deshalb so genannt wird, weil sie durch besonders lange Abstriche gekennzeichnet ist, die auch die Schriften europäischer Herrscherurkunden im Mittelalter kennzeichnen (siehe Abbildungen 34 , 35 und 36).

      

Abbildung 34: Auszug aus einer Urkunde aus dem tibetischen Mittelalter, geschrieben mit der ´Bru-tsha rkang-ring nach Tucci

 

Abbildung 35: Auszug aus einer Urkunde aus dem tibetischen Mittelalter, geschrieben mit der ´Bru-tsha rkang-ring nach Tucci

 

Abbildung 36: Auszug aus einer Urkunde aus dem tibetischen Mittelalter, geschrieben mit der ´Bru-tsha rkang-ring nach Tucci

Die Verwendung dieser Urkundenschrift blieb aber keinesfalls auf die Periode beschränkt, in der Tibet zum mongolischen Großreich gehörte. Als Beispiele seien hier auf eine Herrscherurkunde des 5. Dalai Lama aus dem Jahre 1676 und eine Urkunde des 6. Dalai Lama aus dem Jahre 1698 verwiesen (Abbildungen 37 und 38). Die Verwendung dieser Schrift für Herrscherurkunden des Pho-lha-nas und späterer tibetischer Regenten ist belegt.

   

Abbildung 37: Auszug aus einer Herrscherurkunden des 5. Dalai Lama aus dem Jahre 1676, die mit der Schrift ´Bru-tsha rkang ring geschrieben ist. Quelle: Schuh, S. 314

 

Abbildung 38: Auszug aus einer Herrscherurkunden des 6. Dalai Lama aus dem Jahre 1698, die mit der Schrift ´Bru-tsha rkang ring geschrieben ist. Quelle: Schuh, S. 328

In einem aus dem 17. Jahrhundert stammenden, aufgrund der Initiative des berühmten Regenten sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho angefertigten Handbuch der tibetischen Ikonographie finden sich auf den Tafel 251-285 verschiedene Darstellungen von Schriften, die damals in Tibet bekannt waren. Die sensationelle Veröffentlichung dieses Handbuchs verdanken wir den Herausgebern Christoph Cüppers, Leonard van der Kuijp und Ulrich Pagel. Die Mehrzahl der hier vorgestellten Schriften stammen aus Indien. Von den als wichtig erachteten tibetischen Schriften werden nur die Grapheme der dBu-can-Schrift (Plate 269, siehe oben Abbildung 1), einer „NeueSchrift des Klosters dGa´-ldan“ (dga´-ldan yig-gsar) genannten Zierschrift und die Buchstaben von drei (!) Varianten der ´Bru-tsha-Schrift in ausführlichen Tabellen vorgestellt (Abbildungen 39-41). Letzteres unterstreicht den hohen Stellenwert, welcher der ´Bru-tsha-Schrift von offizieller Seite im Tibet des 17. Jahrhunderts zugemessen wurde.

      

Abbildung 39: Typ 1 der ´Bru-tsha-Schrift (ldan-ma rtse-mangs lugs kyi ´bru-chen) nach dem Ikonographie Handbuch des 17. Jahrhunderts. Quelle: Cüppers - van der Kuijp - Pagel, Pl. 270

 

Abbildung 40: Typ 2 der ´Bru-tsha-Schrift (ldan-ma rtse-mangs lugs kyi ´bru-chung) nach dem Ikonographie Handbuch des 17. Jahrhunderts. Quelle: Cüppers - van der Kuijp - Pagel, Pl. 270

 

Abbildung 41: Typ 3 der ´Bru-tsha-Schrift nach dem Ikonographie Handbuch des 17. Jahrhunderts. Dies war die zur Zeit der Herstellung dieses Handbuchs gebräuchliche ´Bru-tsha-Schift. Quelle: Cüppers - van der Kuijp - Pagel, Pl. 272

Ein sehr schönes Beispiel für die ´Bru-tsha rkang-thung („´Bru-tsha mit den kurzen Beinen“) genannte Schrift wurde von Andreas Kretschmar veröffentlicht und bearbeitet. Es handelt sich um eine Inschrift auf der Rückseite eines buddhistischen Thankas mit der Darstellung eines Buddha, des vierköpfigen Sarvavid-Vairocana (Abbildung 42). Thanka und Inschrift entstanden aus Anlass des Todes von Dayan Khan im Jahre 1668, der als mongolischer König (rgyal-po) zusammen mit dem 5. Dalai Lama Tibet regierte. Sehen wir einmal von der viel diskutierten Frage nach der Herkunft der tibetischen Schrift und von der Diskussion um die angebliche Entstehung der dBu-med-Schrift aus der dBu-can-Schrift ab, so sind mir keine nach 1888 durchgeführten konkreten Untersuchungen bekannt, die sich mit der Entwicklung der verschiedenen tibetischen Schriften und ihres Gebrauchs während der letzten eintausend Jahre beschäftigen. Die völlig irreführende Charakterisierung der ´Bru-tsha als Auslaufmodell einer vom Niedergang betroffenen Bon-po-Schrift durch Sarat Chandra Das zeigt somit auch, dass die tibetische Palaeographie auch heute noch als Terra incognita zu bezeichnen ist. Dies gilt auch, wenn man den meines Erachtens unbeholfenen und wenig systematischen Versuch einer Beschreibung der Schriften von Dokumenten berücksichtig, der in der Internetpublikation des Kun-bde gling-Archivs unter dem Titel „A Few Observations on the Scripts used in Kündeling Documents“ publiziert wurde (siehe http://www.dtab.uni-bonn.de/tibdoc/index1.htm).

Abbildung 42: Paradebeispiel für den Gebrauch der ´Bru-tsha-Schrift mit kurzen Abstrichen aus dem 16. Jahrhundert. Quelle: Kretschmar, S. 17

Angesichts der großen Bedeutung, welche die beiden von Sarat Chandra Das erwähnten Schriften Tshugs-ring und Tshugs-thung für tibetische Rechtsurkunden haben, sei auf diese hier näher eingegangen. Der markanteste Unterschied zu den beschriebenen ´Bru-tsha-Schriften liegt darin, dass hier die Vokalzeichen der dBu-can-Schrift nicht benutzt werden. Eine Rechtsurkunde des berühmten chos-rgyal ´Phags-pa aus dem Jahre 1267 zeigt, dass die Tshugs-ring-Schrift, die sich wie die ´Bru-tsha rkang-ring durch lange Abstriche auszeichnet, schon zur Zeit der Zugehörigkeit Tibets zum mongolischen Großreich in Gebrauch war (Abbildung 43). Der Gebrauch dieser Schrift ist auch in Herrscherurkunden des Königreichs Mangyül Gungthang aus dem 16. Jahrhunderts belegt (Abbildung 44 und 45).

   

Abbildung 43: Ausschnitt aus einer Herrscherurkunde des chos-rgyal ´Phags-pa aus dem Jahre 1267. Quelle: Schuh, S. 341-348. Zur Einordnung als Tshugs-ring beachte man insbesondere die Schreibweisen für den Vokal i

 

Abbildung 44: Eine mit der Tshugs-ring-Schrift geschriebene  Herrscherurkunde des Königs von Mangyül Gungthang Kun-bzang nyi-zla grags-pa (1514-1560) aus dem Jahre 1529. Quelle: Schuh, S. 349-363. Zur Datierung des Königs und der Urkunde siehe Everding, S. 192 und 558

In späteren Herrscherurkunden wird die Tshugs-ring-Schrift häufig verwendet, z. B. auch in Sikkim (Abb. 46).

   
Abbildung 45: Eine mit der Tshugs-ring-Schrift geschriebene Herrscherurkunde des Königs von Mangyül Gungthang rGyal-mtshan bsod-nams (1577 - ca. 1621). Quelle: Schuh, S. 349-363. Zur Datierung des Königs und der Urkunde siehe Everding, S. 194 

Abbildung 46: Ausschnitt aus einer nach Angaben von L. S. Dagyab mit der Tshugs-ring-Schrift geschriebenen Herrscherurkunde eines Königs von Sikkim. Quelle: Schuh-Dagyab, S 57-62

Dies gilt auch auch für die Tshugs-thung-Schrift, die sich von der Tshugs-ring insbesondere durch deutlich kürzere Abstriche unerscheidet (Abb. 47 und 48).

   

Abbildung 47: Ausschnitt aus einer 1796 ausgefertigten, mit der Tshugs-thung-Schrift geschriebenen Herrscherurkunde des Königs bsTan-´jin rnam-rgyal von Sikkim. Quelle: Schuh-Dagyab, S. 17-33 

 

Abbildung 48: Ausschnitt aus einem 1846 ausgefertigten, mit der Tshugs-thung-Schrift geschriebenen Erlass des 14. Kharma-pa Theg-mchog rdo-rje über die Einhaltung von Klosterdisziplin und anderer Vorschriften (bca´-yig) im Kloster Phodang von Sikkim. Quelle: Schuh-Dagyab, S. 241-266

Bei der Bearbeitung von Urkunden aus Sikkim in den 70er Jahren hatte ich Herrn L. S. Dagyab gebeten, die jeweiligen Schriftarten der Urkunden nach der in Tibet üblichen Einordnung zu klassifizieren. Dabei fiel mir die erstaunliche Bandbreite für den Schrifttypus ´Khyug-yig auf. Im folgenden sei dies mit den Abbildungen 49-52 exemplifiziert. Die sehr große Verschiedenheit macht erneut deutlich, dass die Palaeographie ein wichtiges Desiderat der tibetologischen Forschung ist.

   

Abbildung 49:  Ausschnitt aus einer nach Angaben von L. S. Dagyab mit der ´Khyug-yig-Schrift ausgefertigten sikkimesischen Herrscherurkunde aus dem Jahre 1785. Quelle: Schuh-Dagyab, S. 43-50

 

Dokument 50: Ausschnitt aus einer in ´Khyug-yig-Schrift geschriebenen sikkimesischen Herrscherurkunde aus dem Jahre 1915. Quelle: Schuh-Dagyab, S. 109-115 

   

Abbildung 51: Ausschnitt aus einer im Auftrag des britischen Political Agent J. C. White in ´Khyug-yig-Schrift ausgefertigten Herrscherurkunde aus dem Jahre 1891. Quelle: Schuh-Dgyab, S. 116-122

 

Abbildung 52: Ausschnitt aus einem in ´Khyug-yig-Schrift geschriebenen Dokument über eine Haushaltszählung in dem im Thakola gelegenen Marpha aus dem Jahre 1933

wird fortgesetzt

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 Autor: Dieter Schuh, 2014