Tibetische Siegel
Als tibetische Siegel bezeichnet man sowohl die Siegelstempel, häufig auch Petschaft genannt, als auch die zugehörigen Siegelabdrucke. Siegelabdrucke dienten hauptsächlich als Beglaubigungsmittel für tibetische Herrscherurkunden, Regierungsverordnungen und Privaturkunden. Sie wurden als Äquivalent für die heute in der der westlichen Welt gebräuchliche Unterschrift verwendet. Siegelabdrucke finden sich auch am Ende von Briefen. Belegt ist auch der Gebrauch von Abdrucken auf Siegellack zum Verschluss von Briefumschlägen.
Die genaue Entstehungsgeschichte des Siegelgebrauchs in Tibet ist noch nicht erforscht. Der frühe Gebrauch von Siegeln zur Zeit der Yarlung-Dynastie (7.–9. Jahrhundert n. Chr.) ist nachgewiesen. Schon in dieser Frühzeit des Siegelgebrauchs in Tibet ist der bis in die Neuzeit zu beobachtende Unterschied zwischen dem Gebrauch größerer, rechteckiger amtlicher Siegel und kleinerer, häufig runder Privatsiegel zu beobachten.
Inhaltsverzeichnis
1.Forschungsgeschichte (Geschichte der Siegelkunde)
2. Amtssiegel und Privatsiegel aus der Zeit des tibetischen Großreiches des 7. bis 9. Jahrhunderts
3. Herrschersiegel bzw. Amtssiegel des 13. und 14. Jahrhunderts
4. Siegel von der 2. Hälfte des 14. bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
5. Amtssiegel seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bis 1959
5.1. Die Siegel der Dalai Lama
5.1.1. Siegelarten
5.1.2. Siegelverwahrung und Siegelgebrauch
5.2. Die Siegel tibetischer nicht-geistlicher Herrscher zwischen der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und 1750
5.2.1. Die Siegel der Khane der mongolischen Qoshoten (1642-1717)
5.2.2. Siegel der Ministerkollegien und der Mi-dbang-Herrscher Khangchenne und Pholhane in der Zeit von 1720 bis 1729
5.2.3. Die Siegel der Mi-dbang-Herrscher Pholhane und Gyurme Namgyel (1730-1750)
5.3. Die Siegel der tibetischen Regenten (rgyal-tshab) (1757-19509
5.4. Die Siegel des tibetischen Ministerrates (bka´-shag) (1751-1959)
5.5. Siegel untergeordneter Amtsstellen der tibetischen Regierung
6. Kloster- und Privatsiegel
7. Literatur
1.Forschungsgeschichte (Geschichte der Siegelkunde)
Die ersten Tibetforscher, die sich mit dem Entziffern von offiziellen tibetischen Siegeln befassten, waren der deutsche Missionar und Tibetforscher A. H. Francke sowie die Engländer Walsh and Wadell. Als Grundlage ihrer Entzifferungsversuche dienten ihnen eine frühere Veröffentlichung von Sarat Chandra Das, die sich mit verschiedenen tibetischen Schriften befasste, unter anderem mit der Phagpa-Schrift (hor-yig), die häufig auf offiziellen Siegeln benutzt wird. Reverend G. Tharchin veröffentlichte 1956 ein traditionelles Siegelbuch, in welchem offizielle tibetische Siegel verzeichnet sind und ihre Zuordnung zu bestimmten Amtsträgern beschrieben wird. Die erste systematische Untersuchung zur tibetischen Siegelkunde mit der Erforschung und vollständigen Lesung zahlreicher oft dreisprachiger (Tibetisch, Chinesisch und Mandjurisch) offizieller Siegel wurde von dem deutschen Tibetologen Dieter Schuh 1981 mit seiner Abhandlung über die Grundlagen tibetischer Siegelkunde vorgelegt. Es folgten Arbeiten von tibetischen und chinesischen Forschern über offizielle Siegel. Dagegen sind die zahlreichen Privatsiegel und diejenigen, die in Klöstern und untergeordneten Regierungsämtern Verwendung fanden, bisher noch wenig erforscht und publiziert. Eine Ausnahme bilden die Privatsiegel auf alten tibetischen Verträgen aus Zentralasien (9. Jahrhundert), die der japanische Tibetologe Tsuguhito Takeuchi in einer im Jahre 1995 erschienenen Veröffentlichung eingehend untersucht hat.
Eine neue Dimension der Siegelforschung wurde von dem Bonner Tibetologen Peter Schwieger mit seiner Internet-Veröffentlichung des Digitized Tibetan Archives Material at Bonn University eröffnet. Die große Zahl von veröffentlichten Dokumenten mit einer Vielzahl unterschiedlicher, hier teilweise auch bearbeiteter Siegelabdrucke, gibt der tibetischen Siegelforschung eine völlig neue Perspektive.
2. Amtssiegel und Privatsiegel aus der Zeit des tibetischen Großreiches des 7. bis 9. Jahrhunderts
Die ältesten bekannten Siegelabdrucke befinden sich auf tibetischen Dokumenten, welche an verschiedenen Orten in Turkestan entdeckt wurden, vor allem auf denen, die aus einem buddhistischen Höhlentempel in Dunhuang stammen. Diese Dokumente gehen überwiegend auf die Zeit des späten 8. Jahrhunderts bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts zurück, als weite Teile von Turkestan zum tibetischen Großreich gehörten. Auf offiziellen Verlautbarungen des Königshofes und von Regierungsämtern finden sich große, rechteckige Siegelabdrucke, die man als Herrschersiegel klassifiziert und die als phyag-rgya oder bka´-rtags bezeichnet wurden. Sie weisen neben einer tibetischen Aufschrift mit der Angabe der Institution, die das Siegel verwendete, auch Abbildungen auf, die einen Elefanten, einen Löwen mit Flügel, ein Pferd, einen Vogel mit gespreizten Flügeln oder menschliche Personen darstellen.
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Abbildung 3: Amtssiegel aus der Zeit des tibetischen Großreiches. Geflügelter Löwe mit Siegelaufschrift in Tibetisch | | Abbildung 4: Amtssiegel aus der Zeit des tibetischen Großreiches. Zwei Personen mit Siegelaufschrift in Tibetisch | | Abbildung 5: Amtssiegel aus der Zeit des tibetischen Großreiches. Vogel mit gespreizten Flügeln mit Siegelaufschrift in Tibetisch |
Daneben weisen Privaturkunden (Verträge) aus der Zeit des tibetischen Großreiches eine Vielzahl von Beglaubigungsmittel auf. Die Wichtigsten dieser Beglaubigungsmittel sind sogenannte Handsiegel (sug-rgya). Dabei handelt es sich um runde zinnoberrote Siegelabdrucke mit einem Durchmesser von1,4 – 2,2 cm. Die Siegelaufschrift bestand in der Regel aus einem Symbol (Lotusblüte, Svastika oder Tierfigur) und dem Namen des Besitzers des Siegels. Die Siegelstempel wurden aus abgesägten Hörnern, Elfenbein oder Holz gefertigt. Sie sind mit einem Loch versehen, durch das man eine Schnur zur Befestigung ziehen konnte. Siegel dieser Art wurden sowohl von tibetischen Beamten als auch von örtlichen Privatpersonen verwendet. | | |
Abbildung 6: Handsiegel (sug-rgya): Lotusblüte und tibetische Siegelaufschrift | | Abbildung 7: Zahlreiche Handsiegel (sug-rgya) und ein Fingersiegel mit Markierung der Gliedmaßen (mdzub-mo´i tshad, oben rechts) |
Häufige Beglaubigungsmittel auf Privaturkunden waren auch sogenannte Finger-Siegel, also Markierungen, die die Fingerlänge der jeweiligen Person mit deren Namen wiedergeben. Dabei unterschied man zwischen sogenannten Finger-Maßen (mdzub-mo´i tshad), die die Länge eines Fingers mit den Markierungen der Gliedmaße sowie den Namen der Person aufwiesen und den Hand-Brief-Maßen (lag-yig tshad oder sug-yig tshad), die aus dem Namen der Person und einer Markierung der Fingerlänge bestanden. Dabei wurden die Namen der Personen mit einer Drehung um 180 Grad in die Markierungen notiert. Weitere Beglaubigungsmittel waren Unterschriften (ausschließlich chinesische Zeichen) oder chinesische Monogramme (ab-dzi) bzw. khotanesische Monogramme (akshara).
Soweit bekannt, wurden Siegelabdrucke grundsätzlich nur an das Ende einer Urkunde angebracht. Was die Herkunft des Siegelgebrauchs im tibetischen Großreich betrifft, so hat Tsuguhito Takeuchi nachgewiesen, dass die tibetische Praxis der Verwendung von Siegeln jedenfalls nicht auf China zurückgeht, da die in Turkestan gefundenen chinesischen Urkunden aus der gleichen Zeit überhaupt keine Siegelabducke aufweisen, sondern mit einer Unterschrift versehen sind.
3. Herrschersiegel bzw. Amtssiegel des 13. und 14. Jahrhunderts
Für den Zeitraum des 10. bis 12. Jahrhunderts sind bisher keine Dokumente mit Siegelabdrucken aufgetaucht. Dies ändert sich mit dem Zeitraum der Vorherrschaft der Sakyapa (Sa-skya-pa) in Tibet unter der mongolischen Yuan-Dynastie.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde Tibet Teil des mongolischen Großreiches und gehörte in den folgenden ca. einhundert Jahren zum Herrschaftsbereich der mongolischen Yuan-Dynastie. In Tibet lag die zentrale Herrschaftsausübung in den Händen der Sakyapa, deren oberste Vertreter, die Throninhaber von Sakya (Sakya Thridzin, Sa-skya khri-´dzin) als von den Mongolenkaisern eingesetzte Machthaber regierten. Auf der Provinzebene war Tibet in Zehntausendschaften (khri-skor) eingeteilt, die wiederum von Amtsträgern, khri-dpon genannt, verwaltet wurden. Die wichtigsten Amtssiegel sowohl der Throninhaber von Sakya als auch der Führer der Zehntausendschaften wurden als wichtige Insignien der Machtauübung den Amtsträgern von den mongolischen Kaisern verliehen. Dies gilt auch für die Siegel der kaiserlichen Lehrer (Tishri), die aus dem Haus Sakya berufen in der Regel am kaiserlichen Hof in China tätig waren.
Die Siegelstempel solcher Siegel waren kunstvoll gestaltete Gebilde aus Jade. Für Angehörige der kaiserlichen Familie sind auch Siegelstempel aus Gold überliefert. Die zwischen ca. 9 und 11 cm großen Stempelflächen solcher Siegel sind in der Regel quadratisch. Ihre Schäfte sind mit einem Loch versehen, durch das ein Band zur Befestigung oder zum Tragen gefädelt werden konnte.
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Abbildung 8: Goldsiegel des mongolischen Prinzen Bailan (Höhe: 10,6cm, Breite der Stempelfläche: 11,3 cm) | | Abbildung 9: Jadesiegel des tibetischen kaiserlichen Lehrers Sanggye Pel (Sangs-rgyas dpal) (Höhe: 8,4 cm. Breite der Stempelfläche: 10,9 cm) | | Abbildung 10: Jadesiegel des tibetischen kaiserlichen Lehrers Dragpa Öser (Grags-pa ´od-zer) (Höhe: 8,1 cm, Breite der Stempelfläche: 9,6 cm) |
Die Abdrücke der Siegel der Herrscher und hohen Amtsträger der Zeit der mongolischen Vorherrschaft in Tibet sind durchgängig quadratisch und von roter Farbe. Auf den zahlreichen Originalurkunden mongolischer Kaiser für tibetische Destinatäre sind Adrucke kaiserlicher Siegel zu finden. Hiernach verwendeten alle Mongolenkaiser der Yuan-Dynastie das gleiche Siegel mit einer Aufschrift in chinesischer Siegelschrift mit dem Wortlaut Yu lan zhi bao „Siegel der Begutachtung durch den Kaiser.“
Die Abdrucke der kaiserlichen Siegel wurden nicht nur ans Ende des Wortlautes der Urkunden platziert, sie finden sich auch regelmäßig am Anfang der Publicatio, einer Urkundenformel, die den Personenkreis nennt, gegenüber denen der Empfänger der Urkunde (Destinatär) seine vom Kaiser gewährten Vorrechte geltend manchen konnte bzw. die die kaiserlichen Anordnungen zu befolgen hatten. Daneben finden sich auch Abdrucke der kaiserlichen Siegel auf den Klebekannten von Blättern, aus den sich die Urkunden zusammensetzte. Damit sollte verhindert werden, dass Fälscher durch Einkleben von Zusatzteilen den Inhalt einer Urkunde manipulierten.
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Abbildung 11: Siegelabdruck der Mongolenkaiser am Anfang der Publicatio auf einer Urkunde des Großkhans Qubilai Khan aus dem Jahre 1289 | | Abbildung 12: Siegelabdruck der Mongolenkaiser auf der Klebekante zweier Blätter auf einer Urkunde des Großkhans Qubilai Khan aus dem Jahre 1289 | | Abbildung 13: Siegelabdruck der Mongolenkaiser am Textende auf einer Urkunde des Großkhans Qubilai Khan aus dem Jahre 1289 |
Die Siegelaufschriften tibetischer Amtsträger aus der Zeit der mongolischen Vorherrschaft in Tibet sind in der Regel in Phagpa(´Phags-pa)-Schrift verfasst und chinesischsprachig. Tibetischsprachige Siegelaufschriften sind belegt. Eine Ausnahme ist das Amtssiegel des Chögyel Phagpa Lodrö Gyeltshen (chos-rgyal `Phags-pa Blo-gros rgyal-mtshan), das auf einer Urkunde des Jahres 1267 zu finden ist und welches eine chinesische Siegelschrift aufweist. Hierzu ist anzumerken, dass dieses Siegel dem Siegelträger vor der offiziellen Einführung der Phagpa-Schrift im Jahre 1269 verliehen worden war.
Siegelabdrucke von Amtssiegeln wurden am Ende des Textes einer Urkunde und auf den Klebekanten von Blättern angebracht, aus denen sich die Urkunde zusammensetzte. Eine Besonderheit bildet die Anbringung eines kleinen, quadratischen Siegels am Ende der Intitulatio, einer Urkundenformel am Anfang einer Urkunde, die den Titel und Namen des Urhebers der Urkunde nennt. Die Siegelaufschrift dieses kleinen Siegels ist in allen bekannten Urkunden in Phagpa-Schrift abgefasst und trägt den tibetischen Wortlaut rgya „Siegel“. Diese Verwendung unterschiedlicher Siegel für bestimmte Urkundenteile ist für den Siegelgebrauch der nachfolgenden Zeit in Tibet charakteristisch.
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Abbildung 14: Siegel des tibetischen kaiserlichen Lehrers (Tishri) Sang-rgyas dpal mit tibetischer Aufschrift in Phagpa-Schrift | | Abbildung 15: Siegel am Ende der Intitulatio einer Urkunde mit der tibetischen Aufschrift rgya "Siegel" in Phagpa-Schrift | | Abbildung 16: Siegel des tibetischen kaiserlichen Lehrers (Tishri) Kun-dga´ rgyal-mtshan dpal bzang-po mit chinesischer Aufschrift in Phagpa-Schrift |
4. Siegel von der 2. Hälfte des 14. bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Nach dem Ende der mongolischen Vorherrschaft zerfiel Tibet in zahlreiche Kleinstaaten. Der Siegelgebrauch dieser Periode der tibetischen Geschichte ist mangels Originalurkunden wenig erforscht. Von den chinesischen Kaisern der Ming-Dynastie wurde weiterhin insbesondere an tibetische Geistliche und örtliche Machthaber Titel und Siegel verliehen, um die Fiktion eines chinesischen Herrschaftsanspruchs über Tibet aufrechtzuerhalten. Tibetische Empfänger solcher Titel und Siegel nahmen diese gerne in Empfang, da sie der Erhöhung ihres Status dienlich waren und bei Streitigkeiten mit gegnerischen, tibetischen Machthabern als Begründung einer vom chinesischen Kaiserhof legitimierten Vorherrschaft verwendet werden konnten. Ein konkreter politischer Machteinfluss auf Tibet durch die chinesischen Ming-Kaiser war aber ohnehin nicht gegeben. Zusammen mit dem Empfang tibetischer Delegationen am Kaiserhof führten diese Überreichungen von Titeln und Siegeln dazu, dass an der an Tibet grenzenden Westgrenze Chinas militärisch weitgehend Ruhe herrschte. Ein herausragendes Beispiel für solche Siegel ist das an den Phagmo Drupa(Phag-mo gru-pa)-Herrscher Desi Draga Gyeltshen (sde-srid Grags-pa rgyal-mtshan) verliehene Elfenbeinsiegel (Abbildung 18) mit einem Drachenkopf, das im Jahre 1406 überreicht wurde und von den Phagmo Drupa-Herrschern bis zum endgültigen Ende ihrer Herrschaft zu Beginn des 17. Jahrhunderts verwendet worden ist.
Die bekannt gewordenen, vom chinesischen Kaiserhof an Tibeter verliehenen Siegel weisen durchweg mit chinesischer Siegelschrift verfasste chinesische Aufschriften auf. Dass die Herrscher tibetischer Teilstaaten solche Siegel auch für den täglichen Amtsgebrauch benutzten, ist durch eine Urkunde des 10. Phagmo Drupa-Herrschers Desi Ngawang Trashi Dragpa Gyeltshen (sde-srid Ngag gi dbang-phyug bKra-shis grags-pa rgyal-mtshan) belegt (Abbildung 17), die 1568 ausgefertigt wurde.
Eine Urkunde des Königs von Mangyül Gunthang (Mang-yul Gung-thang) Künsang Nyida Dragpa (Kun-bzang nyi-zla grags-pa) (1514-1560) aus dem Jahre 1529 weist eine mit Phagpa-Schrift geschriebene, chinesischsprachige Inschrift auf, was vermutlich dadurch zu erklären ist, dass dieses Siegel den Herrschern von Mangyül Gunthang in der Mongolenzeit als Führer der gleichnamigen Zehntausendschaft verliehen worden war. Eine von einem der Nachfolger dieses Königs im Jahre 1589 ausgefertigte Urkunde weist Abbdrücke von Siegelstempeln auf, die offenkundig weder aus der Mongolenzeit stammen noch vom chinesischen Ming-Kaiserhof verliehen worden sind. Auch die Phagmo Drupa-Herrscher verwendeten für Urkunden von grundlegender Bedeutung Siegel (Abbildung 19), die nicht vom chinesischen Kaiserhof stammten. Zu erwähnen ist hier eine von dem oben erwähnten 10. Phagmo Drupa-Herrscher Desi Ngawang Trashi Dragpa Gyeltshen 1562 ausgefertigte Urkunde, die mit einem Siegel versehen wurde, das eine Aufschrift in Lantsa-Schrift trägt. Die gleiche Siegelschrift wurde für ein Siegel (Abbildung 20) des 1642 von Gushri Khan besiegten Herrschers von Tsang (gTsang) karma Tenkyong Wangpo (karma bsTan-skyong dbang-po) verwendet. Die Urkunde wurde im Jahre 1623 ausgefertigt.
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Abbildung 19: Phagmo Drupa-Siegel auf einer 1562 ausgefertigten Urkunde | | Abbildung 20: Siegel des Herrschers Karma Tenkyong Wangpo auf einer 1623 ausgefertigten Urkunde |
5. Amtssiegel seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bis 1959
Mit der Etablierung der zentraltibetischen Regierung unter dem fünften Dalai Lama bildete sich auch ein gegliedertes System von Siegeln heraus, die von den verschiedenen Herrschern Tibets für unterschiedliche Zwecke benutzt wurden. Da die Zahl der bis heute erhaltenen Urkunden aus dieser Zeit und den folgenden 300 Jahrhundert Jahren sehr groß ist, besitzt die Beschreibung tibetischer Siegel aus dieser Zeitperiode quellenmäßig eine gut abgesicherte Grundlage. Daneben liegen uns Urkunden aus quasi autonomen Gebieten innerhalb des Machtbereichs der tibetischen Zentralregierung, wie Sakya (Sa-skya) oder den von den Penchen Rinpoche (Pan-chen rin-po-che) dominierten Bereich vor. Auch aus anderen Teilen des tibetischen Hochlandes, die völlig unabhängig von der Zentralregierung in Lhasa regiert wurden, wie z.B. Sikkim, Ladakh und Mustang, liegen inzwischen untersiegelte Herrscherurkunden vor.
5.1. Die Siegel der Dalai Lama
5.1.1. Siegelarten
Generell wurden die Siegel, die für die Ausfertigung von Urkunden der Dalai Lama benutzt wurden, als sbug-dam bezeichnet. Bei diesen Siegeln unterschied man vier Klassen. Die wichtigsten Siegel waren die sogenannten Goldsiegel (gser-tham), mit denen Urkunden von besonderer, grundlegender Bedeutung und Schriftstücke für herausragende Adressaten (z.B. ein Brief an das Königshaus von Nepal) untersiegelt wurden. Zu der Gruppe der Goldsiegel zählten alle von den chinesischen Kaisern den Dalai Lama überreichten Siegelstempel.
Der dritte Dalai Lama Sönam Gyatsho (bSod-nams rgya-mtsho) war der erste in dieser Kette der höchsten Geistlichen Tibets, von dem berichtet wird, dass ihm der chinesische Kaiser ein Siegel übermitteln liess. Dieses Siegel, über dessen Gebrauch und Siegelaufschrift nichts bekannt ist, soll aber während des Einfalls der Dzungaren nach Tibet (1718-1719) verloren gegangen sein. Dem vierten Dalai Lama wurde ebenfalls vom chinesischen Kaiser ein Siegel übersandt, das auch noch nach seinem Tod vom fünften und sechsten Dalai Lama benutzt wurde. Auch dieses Siegel ging während des Einfalls der Dzungharen verloren. Dem fünften Dalai Lama erreichte das Geschenk eines Goldsiegels des dritten Kaisers der Mandju-Dynastie Shunzhi auf seiner Rückreise von Peking nach Lhasa. Das dreisprachige Siegel (siehe Abbildung 1) trägt in Mandjurisch, Chinesisch und Tibetisch die Aufschrift (zhal-ris) „Siegel des allwissenden Vajra-Halters Ta-la´i bla-ma, des exzellenten, vollständig zur Ruhe gekommenen Buddha des Westens, des Herrn der buddhistischen Lehre im Bereich der Welt.“ Ein weiteres, dem fünften Dalai Lama vom Mandju-Kaiser zu einem späteren Zeitpunkt überreichtes Siegel trug die Aufschrift „Siegel des allwissenden Vajra-Halters Ta-la´i bla-ma, des Herrschers über die zuhöchst verdienstreiche Sphäre im Westen, des Herrn über die gesamte Lehre des Buddha auf der Erde.“
Eines der wichtigsten und sehr häufig benutzten Goldsiegel der Dalai Lama war des Siegel, welches dem dritten Dalai Lama von dem mongolischen König Altan Khan überreicht worden war und welches dem entsprechend gser gyi rgyal-po „Altan Khan“ genannt wurde. Die in Phagpa-Schrift ausgefertigte Aufschrift lautet „Siegel des Vajra-Halters Ta-la´i bla-ma. Sieg!“
Den folgenden Dalai Lama wurde bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sukzessiv von den jeweiligen mandjurischen Kaisern goldene Amtssiegel übermittelt.
Im Jahre 1909, kurz vor der Ausrufung der tibetischen Unabhängigkeit durch den 13. Dalai Lama, wurde von der tibetischen Regierung ein neues Amtssiegel hergestellt, mit dem man alle Bezüge zu China kappen wollte. Dieses Siegel erhielt nun zwei gleichlautende Aufschriften in tibetischer Sprache, die in Phagpa-Schrift und der tibetischen dBu-can-Schrift geschrieben waren. Ergänzt wurden diese Inschriften durch eine Aufschrift in der indischen Lantsa-Schrift.
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Abbildung 21: Abdruck des vom Mongolenkönig Altan Khan dem 3. Dalai Lama überreichten Siegel mit einer Aufschrift in Phagpa-Schrift | | Abbildung 22: Vom Mandju-Kaiser Yongzheng dem 7. Dalai Lama übermitteltes Goldsiegel | | Abbildung 23: Abdruck des neuen Siegels des 13. Dalai Lama, welches im Jahre 1909 im Vorfeld der Unabhängkeitserklärung Tibets angefertigt wurde |
Die Farbe der Siegelabdrucke von Goldsiegeln war wie die Farbe aller Abdrucke von Siegelstempeln der Dalai Lama rot. Die Kantenlänge der durchweg quadratischen Stempelflächen betrug durchschnittlich ca. 11 cm. Solche Siegelabdrucke wurden grundsätzlich nur an das Ende einer Urkunde angebracht. Für die Markierung der Intitulatio, die Stempelung der Klebekanten aneinandergefügter Blätter und nachträglicher Textergänzungen verwendete man eine zweite Klasse von Siegelstempeln, die wesentlich kleineren, quadratischen rGya-dam-Siegel, deren Stempelfläche eine Länge von durchschnittlich 4,5 cm aufwies. Die Bezeichnung rgya-dam ist eine Abkürzung für bka´-rgya dam-phrug „Siegel für Rechtsverordnungen.“ Klebekanten von aneinandergefügten Blättern und Textergänzungen wurden in der Regel nur mit dem Abdruck einer Ecke dieser Siegel markiert.
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Abbildung 24: rGya-dam-Siegel am Ende der Intitulatio einer Herrscherurkunde des 5. Dalai Lama aus dem Jahre 1676 | | Abbildung 25: Ecke eines rGya-dam-Siegels auf der Klebekante zweier aneinandergefügter Blätter einer Herrscherurkunde des 5. Dalai Lama aus dem Jahre 1676 |
rGya-dam-Siegel wurden des Weiteren zur Untersiegelung von Urkunden mit geringerer Rechtsbedeutung verwendet, die generell keine Intitulatio aufwiesen. Hierzu gehören auch Konfirmationsvermerke auf Urkunden, die der Kanzlei des Dalai Lama (yig-tshang) zur Bestätigung eingereicht wurden. Diese wurden grundsätzlich mit dem Abdruck des rGya-dam-Siegel versehen.
Von den rGya-dam-Siegeln sind drei sehr häufig benutzte Arten bekannt. Als erstes ist hier ein dreispaltiges (gling gsum-pa) Siegel zu nennen, das wegen seiner Aufschrift in Phagpa-Schrift in der mittleren Spalte als vajra dha-ra bezeichnet wurde (Abbildung 26). Hiervon gab es zwei Versionen, nämlich ein kleineres älteres Siegel (vajra dha-ra rnying-pa chung-ba) und ein neueres größeres Siegel (vajra dha-ra gsar-ba che-ba). Daneben ist ein rgya-dam rci rci pha´o genanntes Siegel zu erwähnen (Abbdildung 27), das eine chinesische Aufschrift in chinesischer Schrift trug. Der Wortlaut entspricht dem chinesischen Text eines der dreisprachigen Goldsiegel der Dalai Lama, doch sind die chinesischen Zeichen in ihrer Abfolge durcheinandergebracht worden. Dieses chinesischsprachige Siegel soll ausschließlich in der Regierungszeit des 5. Dalai Lama verwendet worden sein. Ein weiteres drei Spalten besitzendes rGya-dam-Siegel in Phagpa-Schrift (Abbildung 28) wurde im Zusammenhang mit der Amtsübernahme durch den 13. Dalai Lama neu hergestellt. Es trägt die Aufschrift „Siegel des Tā-la´i bla-ma. Sieg!“
Tibetische Siegelbücher erwähnen als dritte Kategorie von Siegeln der Dalai Lama sogenannte Sel-dam-Siegel. Mit diesen Siegeln, von denen bisher keines auf Urkunden aufgetaucht ist, wurden Urkunden von sehr geringer Rechtsbedeutung, wie Landaufteilungsurkunden, untersiegelt.
Letztendlich sind hier als vierte Kategorie die sogenannten Privatsiegel des Dalai Lama zu erwähnen, die rtags-dam „mit einem Symbol versehene Siegel“ (Abbildung 29) genannt wurden. Die rTags-dam-Privatsiegel der Dalai Lama waren rund.
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Abbildung 26: Das Vajra dha-ra genannte rGya-dam-Siegel der Dalai Lama | | Abbildung 27: Das rTsi rtsi pha´o genannte rGya-dam-Siegel der Dalai Lama | | Abbildung 28: Das neue vom 13. Dalai Lama verwendete rGya-dam-Siegel | | Abbildung 29: Eines der Privatsiegel (rtags.dam) der Dalai Lama |
5.1.2. Siegelverwahrung und Siegelgebrauch
Entsprechend der großen Bedeutung der Siegel als Mittel zur Verleihung von Rechtskraft wurden die Siegel der Dalai Lama und der Regenten (rgyal-tshab), die in der Kindheit der Dalai Lama die Amtsgeschäfte der tibetischen Regierung leiteten, mit außerordentlicher Sorgfalt verwahrt. Die Amtssiegel der Dalai Lama und der Regenten wurden stets in einem Siegelkasten (dam-sgam) aufbewahrt, der verschließbar war. Schlüsselverwahrer des Siegelkasten der Dalai Lama war der sPyi-khab mkhan-po, der höchste Beamte der geistlichen Beamtenhierarchie, der auch als Siegelverwahrer den Titel Dam-´jin mkhan-po „Abt, der die Siegel verwahrt“ trug. Um einem Siegelmissbrauch vorzubeugen, wurde der verschlossene Siegelkasten in einer weiteren Kiste aufbewahrt, deren Schlüssel im Sekretariat (yig-tshang) der Dalai Lama aufbewahrt wurde. Damit war sichergestellt, dass der oberste Siegelverwahrer ohne die Anwesenheit anderer Mitglieder des Sekretariats den Siegelkasten nicht öffnen konnte. Der normale Ort zur Aufbewahrung des Siegelkastens war das Wohngemach (gzim-chung) des jeweiligen Dalai Lama.
Zur Untersiegelung von Urkunden wurde der Siegelkasten vor dem Dalai Lama von dem sPyi-khyab mkhan-po in Anwesenheit der der vier Großsekretäre (drung-yig chen-po) des Sekretariats geöffnet. Die Untersiegelung von Herrscherurkunden war somit ein Verwaltungsakt von besonderer Bedeutung und wurde als sbug-dam dam-zhu bezeichnet. Die Untersiegelung wurde in Anwesenheit aller Personen, die bei der Öffnung des Siegelkastens zugegen waren, von dem zweitältesten der Großsekretäre vollzogen. Für die Durchführung der Untersiegelung von Urkunden wartete man solange, bis eine große Anzahl von Urkunden ausgefertigt war, sodass für diese das Anbringen der Siegel in einem Zug durchgeführt werden konnte.
Nach dem Tod eines Dalai Lama oder eines Regenten wurde die Sicherstellung des Siegelkastens mit großer Sorgfalt und Eile betrieben. Die Siegelkasten der amtsenthobenen bzw. verstorbenen Regenten wurden in der rNam-gan-Schatzkammer des Potala aufbewahrt.
Die sogenannten Privatsiegel (rtags-dam) der Dalai Lama wurde übrigens nicht im Siegelkasten aufbewahrt, sondern stand dem Sekretariat der Dalai Lama für amtliche Zwecke zur Verfügung.
5.2. Die Siegel tibetischer nicht-geistlicher Herrscher zwischen der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts und 1750
5.2.1. Die Siegel der Khane der mongolischen Qoshoten (1642-1717)
Die mongolischen Khane der Qoshoten waren seit Gushri Khan, der 1655 verstarb, zwar pro forma die politischen Machthaber Tibets und trugen den vom 5. Dalai Lama jeweils verliehen tibetischen Titel rgyal-po „König“ bzw. chos-rgyal „Dharma-Könige,“ Tatsächlich aber wurde die Herrschaft über Tibet aber vom 5. Dalai Lama und seinen Regenten, insbesondere von dem Desi Sangyge Gyatsho (sde-srid Sangs-rgyas rgya-mtsho), ausgeübt. Dies änderte sich erst mit Lhabsang Khan, der im Jahre 1705 den Regenten Desi Sanggye Gyatsho absetzte und die Machtauübung über Tibet übernahm. Er regierte bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahre 1717.
Von diesen mongolischen Königen wurde offenbar nur Gushri Khan ein Goldsiegel des Kaisers Shunzhi der Mandju-Dynastie übermittelt. Ein Abdruck dieses Siegels ist bisher noch nicht aufgetaucht. Von Gushri Kahn ist uns aber ein Siegel überliefert, mit dem eine im Jahre 1640 im Feldlager (dmag-sgar) ausgefertigte Urkunde untersiegelt wurde. Die in tibetischer dBu-can-Schrift geschriebene, dreizeilige Sigelaufschrift lautet: "Siegel des bsTan-´jin chos kyi rgyal-po". Abdrucke von Siegeln mongolischer Khane liegen uns für Dalai Khan (regierte von 1668 bis 1701) und Lhabsang Khan (regierte von 1703 bis 1717) vor. Es handelt sich um rote, quadratische Siegelabdrucke in Phagpa-Schrift. Für den Dalai Khan ist auch die Verwendung eines kleinen runden Siegels am Ende der Intitulatio belegt. Die tibetischsprachige Aufschrift des einzigen bekannt gewordenen Siegels von Lhabsang Khan lautete: „Der, der Verdienste, Macht und ausgezeichnete Besitztümer hat, der alles in (seine) Macht gebracht hat, der die Macht eines Dharmakönigs hat, (sein) Ruhm überdeckt die Erde und wird zum Wohlsein und Guten gereichen!“
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Abbildung 30: Siegel des Gushri Khan | | Abbildung 31: Amtssiegel des Dalai Khan | | Abbildung 32: Amtssiegel des Lhabsang Khan |
5.2.2 Siegel der Ministerkollegien und der Mi-dbang-Herrscher Khangchenne und Pholhane in der Zeit von 1720 bis 1729
Nach der Vertreibung der Dzungaren aus Tibet im Jahre 1720 wurde Tibet bis 1728 von einem Kollegium von Ministern mit zeitlich wechselnder Zusammensetzung regiert. Ab 1721 stand diesem Kollegium Khanchenne Sönam Gyelpo (Khang-chen-nas bSod-nams rgyal-po) bis zu seiner Ermordung im Jahre 1727 vor. Er trug wie sein untergeordneter Amtskollege und Vertrauter Pholhane Södnam Tobgye (Pho-lha-nas bSod-nams stobs-rgyas) den Titel mi-dbang.
In den Jahren 1720-1721 wurde Tibet von einem Kollegium von sieben Ministern regiert. Die Erlasse und Urkunden dieses Kollegiums wurden mit dem roten, viereckigen Abdruck des Siegels des Losang Tendsin Chingwang (Blo-bzang bstan-´dzin ching-vang) versehen, das die Aufschrift „Siegel des Blo-bzang bstan-´dzin“ trug. Originalabdrucke dieses Siegels sind bisher noch nicht aufgetaucht.
1721 wurde dieses Kollegium durch einen letztendlich fünf Personen umfassenden Ministerrat unter Führung von Khangchenne abgelöst. Dieser Ministerrat verfügte über ein sechs Spalten umfassendes Siegel in Phagpa-Schrift mit der Aufschrift „Siegel der Phying-sang, von denen Pa´i-si Khang chen-nas der Führer ist und Pa´i-si Nga-phod-pa Hilfe leistet. Sieg! Heil!“ Die Abdrucke dieses Siegels waren schwarz. Auch von diesem Siegel ist bisher kein Originalabdruck bekannt geworden.
Zur Untersiegelung von Herrscherurkunden wurden des Weiteren zwei Siegel des Khangchenne verwendet, von denen das erste dreispaltig war und folgende Aufschrift in Phagpa-Schrift trug: “Siegel des Da´i-ching sba-dur“. Offenbar waren die Abdrucke dieses Siegels schwarz. Orginalabdrucke sind bisher nicht aufgetaucht. Von dem zweiten Siegel des Khangchenne liegt uns ein Abdruck vor. Der quadratische, schwarze Siegelabdruck besitzt die Kantenlängen 2,8x2,8(1,8x1,8) cm Die dreispaltige Siegelaufschrift (Abbildung 33) besitzt als Zierrand ein unendliches Band, welches im Tibetischen als g.yung-lag oder rgya-lcags bezeichnet wird. Die Aufschrift lautet Tibetisch: „lha rgyal kyi lha rgyal“.
Nach der Ermordung von Khangchenne und während des anschließenden Bürgerkrieges bestand der Ministerrat nur noch aus drei Personen. Von dem Siegel, das dieser Ministerrat benutzte, ist nur bekannt, dass es viereckig war und eine vierspaltige Aufschrift trug.
Im Hinblick auf Pholhane, sind aus dieser Zeit drei Siegel bekannt geworden. Hiervon sind zwei quadratisch und weisen eine Aufschrift in Phagpa-Schrift auf. Das dritte, runde Siegel ist kleiner und gehört zur Gruppe der rTags-dam-Privatsiegel.
Auf den beiden quadratischen Siegeln wird Pholhane mit dem Titel Tha´i-ji erwähnt. Insofern diese Siegel bis zum Jahre 1929 verwendet wurden, waren ihre Abdrucke schwarz. Das erste dieser beiden Siegel (Abbildung 2 und Abbildung 36) wie auch das Privatsiegel (Abbildung 35) findet sich auf einem Sendschreiben an den Kaiser der Mandju-Dynastie aus dem Jahre 1727, in dem dieser um Unterstützung im Bürgerkrieg gebeten wird. Es trägt die folgende Aufschrift: „Siegel des Pho-lha Tha´i-ji bSod-nams stobs-rgyas, das alle Wünsche erfüllt.“ Mit dem zweiten Siegel (Abbildungen 34 und 37) wurde eine Urkunde aus dem Jahre 1729 untersiegelt. Es trägt die Aufschrift „Siegel des Pho-lha Tha´i-ji Bsod-nams stobs-rgyas, welches alle Wünsche erfüllt. Es sei über alle Himmelsrichtungen siegreich und möge zu allen Gelegenheiten von dem heiligen Schein des Glücks überdeckt sein.“
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Abbildung 33: Siegel (Siegelfarbe ist schwarz) des Khangchenne (1721-1727) | | Abbildung 34: Amtssiegel des Pholhane (Siegelfarbe ist schwarz) auf einer Urkunde des Jahres 1729 | | Abbildung 35: Privatsiegel des Pholhane (rtags-dam) auf einem Schreiben des Jahres 1727 | | Abbildung 36: Siegel des Pholhane (siehe auch Abbildung 2) gemäß seiner Verwendung ab 1730 in roter Farbe |
5.2.3. Die Siegel der Mi-dbang-Herrscher Pholhane und Gyurme Namgyel (1730-1750)
Mit dem militärischen Sieg über seine politischen Gegner des tibetischen Bürgerkrieges der Jahre 1727/1728 avancierte Pholhane im Jahre 1728 zum alleinigen politischen Führer Tibets. Seine politische überordnete Stellung lässt sich auch daran ablesen, dass ab 1730 Siegelabdrücke von Pholhanes Siegel in roter Farbe angebracht wurden. Wie bei den Dalai Lama lässt sich von da an der Gebrauch von vier Klassen von Siegeln beobachten, wobei die wichtigsten dieser Siegel nicht als Goldsiegel (gser-tham), sondern als Silbersiegel (dngul-tham) bezeichnet wurden. Ansonsten wurden die Siegel als rgya-dam, sel-dam und rtags-dam klassifiziert. Zu den Silbersiegeln zählen zwei dreisprachige Siegel (Abbildungen 39 und 40), die Pholhane im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum Beile im Jahre 1731 und zum Chünwang im Jahre 1740 ausgehängt wurden. Die alten rGya-dam-Siegeln aus seiner Amtszeit vor 1728 wurden, nun aber mit Siegelabdrucken in roter Farbe, weiterhin benutzt (Abbildungen 36 und 37). Hervorzuheben ist der Gebrauch eines rGya-dam-Siegels mit einer tibetischen Aufschrift in Phagpa-Schrift, die Pholhane mit den Titel mi-dbang und rgyal-po „König“ erwähnt (Abbildung 38). Wortlaut dieses Siegels: „Siegel des mi-dbang bSod-nams stobs kyi rgyal-po, des Herrn von Pho-lha, welches siegreich ist über alle Himmelsrichtungen und alle Wünsche erfüllt. Glück! Andauernder Sieg der Götter! Heil!“
Von Pholhanes Sohn und Nachfolger Gyurme Namgyel (´Gyur-med rnam-rgyal), der im Jahre 1750 von den chinesischen Ambanen ermordert wurde, sind bisher nur zwei Orginalabdrucke von zwei seiner Siegel bekannt geworden. Eines dieser Siegel hat eine dreispaltige chinesiche Aufschrift. Das andere rote Abdruck ist vierspaltig und trägt die tibetische Aufschrift in Phagpa-Schrift: „Siegel des Tha´i ji ´Gyur-med rnam-rgyal. Es möge über alle Himmelsrichtungen siegreich sein!“ Eine Abbildung ist in der Biographie des Gyurme Namgyel zu finden.
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Abbildung 37: rGya-dam-Siegel des Pholhane mit dem Titel Thaiji | | Abbildung 38: rGya-dam-Siegel des Pholhane mit dem Titeln mi-dbang und rgyal-po | | Abbildung 39: Silbersiegel des Pholhane mit dem Titel Beile | | Abbildung 40: Silbersiegel des Pholhane mit dem Titel Chünwang |
5.3. Die Siegel der tibetischen Regenten (rgyal-tshab) (1757-1950)
Während der Zeit der Minderjährigkeit der Dalai Lama wurden die Regierungsgeschäfte Tibets von geistlichen Regenten (rgyal-tshab, srid-skyong) geleitet, deren Amtsübernahmen grundsätzlich in der Zeit des Bestehens des chinesischen Protektorats in Tibet von 1950 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von den mandjurischen Kaisern zu bestätigen war. Für das Amt des Regenten wurden die Angehörigen bestimmter Inkarnationslinien bevorzugt, nämlich die Demo Rinpoche (De-mo rin-po-che) des Klosters Tengye Ling (bsTan-rgyas gling) in Lhasa, die Tachag Rinpoche (rTa-chag rin-po-che) des Klosters Künde Ling (Kun-bde gling) in Lhasa, die Tshemön Rin-po-che (Tshe-smon rin-po-che) des Klosters Tshemön Ling (Tshe-smon gling) in Lhasa und die höchsten Inkarnationen des Kloster Radreng (Rva-sgreng) , die Radreng Rinpoche (Rva-sgreng rin-po-che). Eine Ausnahme hiervon bildete der Tagdrag Rinpoche (sTag-brag rin-po-che), der aus dem Kloster Tagdrag (sTag-brag) in Tölung Dechen (sTod-lung bde-chen) stammte und der von 1941 bis 1950 regierte.
Die Regenten verfügten jeweils über einen Satz von Siegeln, der wiederum in vier Klassen unterteilt war. Die wichtigsten Siegel waren die dreisprachigen Silbersiegel (mandjurisch, mongolisch, tibetisch), die den Regenten von den Mandju-Kaisern verliehen wurden. Auch wenn sich diese Silbersiegel, was den Wortlaut der Aufschrift angeht, gleich sind, unterscheiden sie sich doch in den Schriftzügen, so dass wir von der Existenz mehrerer Silbersiegel ausgehen müssen. Die Silbersiegel mandjurischer Herkunft wurden im 20. Jahrhundert nicht mehr verwendet. Die Abdrucke der Silbersiegel waren, wie die der anderen, von den Regenten verwendeten Siegelarten, rot.
Daneben wurden wie bei den Dalai Lama und bei Pholhane sogenannte rGya-dam-, Sel-dam- und rTags-dam-Siegel verwendet. Die rGya-dam-Siegel trugen stets eine in Phagpa-Schrift geschriebene Siegelaufschrift. Wurde das Amt des Regenten von einer Person aus der gleichen Inkarnationsreihe übernommen, verwendete dieser das rGya-dam-Siegel seiner Vorgängerinkarnation. Zur Unterscheidung wurde ein Sonderzeichen auf dem Rand des Siegels angebracht. So verwendeten z. B. der 1., 2. und 3. Demo-Regent jeweils das gleiche Siegel, deren Abdrucke, wie nachfolgend ersichtlich ist, sich nur durch die Zusatzzeichen unterschieden. Die Aufschriften der Siegel der tibetischen Regenten sind wissenschaftlich gut erforscht und beschrieben worden.
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Abbildung 41: rGya-dam-Siegel des 1. Demo-Regenten (1757-1777) | | Abbildung 42: rGya-dam-Siegel des 2. Demo-Regenten (1811-1819) mit einer Zusatzmarkierung am Rand | | Abbildung 43: rGya-dam-Siegel des 3. Demo-Regenten (1886-1895) mit weiteren Zusatzmarkierungen am Rand | | Abbildung 44: Silbersiegel der tibetischen Regenten |
5.4. Die Siegel des tibetischen Ministerrates (bka´-shag) (1751-1959)
Mit der Neuordnung der tibetischen Verwaltung unter dem 7. Dalai Lama wurde ein Ministerrat (bka´-shag) installiert, der über mehrere rGya-dam-Siegel mit Aufschriften in Phagpa-Schrift verfügte. Die Abdrucke dieser Siegel waren stets schwarz. Das bekannteste dieser Siegel war das bka´-shag dam-phrug bde-skyid-ma „Siegel des Ministerrates mit der Aufschrift bde-skyid.“ Von diesem Siegel gab es drei Versionen mit gleicher Aufschrift, von denen zwei im Amtsgebäude des Ministerrates aufbewahrt wurde, während das dritte Siegel von dem Generalbeauftragten für Osttibet (mDo-smad spyi-khyab) als Amtssiegel benutzt wurde. Letzterer hatte stets den Rang eines Ministers (bka´-blon). Die erste und dritte Spalte dieser Siegel waren in einer noch nicht entzifferten Zierschrift geschrieben, während die zweite Spalte in Phagpa-Schrift die Aufschrift bde-skyid „Wohlsein, Glück“ aufwies. Die Kantenlänge dieser Siegel betrug 2,1 cm. Daneben sind zwei weitere, dreispaltige Siegel des Ministerrates mit Aufschriften in Phagpa-Schrift veröffentlich worden, von denen das kleinere, wohl als sel-dam zu bezeichnende Siegel mit einer Kantenlänge von 1,4 cm die Aufschrift rtag tu bde skyid ´phel lo dge„Vermehre andauernd Wohlsein und Glück! Heil“ trug. Das andere Siegel hatte die Kantenlänge von 2,4 cm und besaß die Aufschrift bka´ yi gung blon gyi tham ga „Siegel der Minister.“
Die Siegel des Ministerrates wurden in einem besonderen Siegelkasten aufbewahrt. Schlüsselverwahrer dieses Kastens war stets ein Minister. Die Untersiegelung von Urkunden erfolgte im Amtsraum der Minister in deren Anwesenheit durch die Sekretäre (bka´-drung) dieses Amtes.
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Abbdildung 45: Version 1 des bDe-skyid-ma-Siegels des tibetischen Ministerrates | | Abbdildung 46: Version 2 des bDe-skyid-ma-Siegels des tibetischen Ministerrates | | Abbildung 47: Sel-dam-Siegel des tibetischen Ministerrates | | Abbidlung 48: Weiteres Siegel des tibetischen Ministerrates |
5.5. Siegel untergeordneter Amtsstellen der tibetischen Regierung
Die zahlreichen Ämter der tibetischen Regierung und die Distriktbehörden verfügten ebenfalls über eigene Amtssiegel, die bisher wenig systematisch erforscht sind. Die Siegel untergeordneter Ämter waren in der Regel kleiner als die des Ministerrates, die Siegelabdrucke waren schwarz. Als Beispiel seien hier das Siegel der sTod sgar-dpon genannten Amtsträger und das Siegel der Distriktbeauftragten (rdzong-sdod) von Kyirong (sKyid-grong) vorgestellt.
Die sTod sgar-dpon waren den vier Distrikten (rdzong) von Westtibet (mNga´- ris) überordnet. Ihr dreispaltiges Amtssiegel, trug folgende Aufschrift in Phagpa-Schrift: stod sgar dpon gyi las tham rgyal lo „Amtssiegel der sTod sgar-dpon.Sieg!“ Die zweispaltige, in Phagpa-Schrift verfasste Aufschrift des Amtssiegels der Distriktbeauftragten des an der Grenze nach Nepal gelegenen Kyirong-Distrikts enhält nur den Namen dieses Distrikts: skyid grong.
6. Kloster- und Privatsiegel
Neben den Amtssiegeln waren Kloster- und Privatsiegel in Gebrauch, um Dokumente wie Kauf- oder Schenkungsverträge oder sonstige privatrechtliche Vereinbarungen zu siegeln. Privatsiegel sind gewöhnlich aus Eisen gefertigt, oder aus getriebenem Silberblech, das einen Zylinder bildet, in welchen eine runde Eisenplatte mit der Siegelaufschrift eingelassen ist. Klostersiegel sind meist aufwendiger gestaltet. Sie können einen fein geschnitzten Holz- oder Elfenbeingriff besitzen, in welche eine quadratische Eisenplatte eingefügt wird, oder sie können ganz aus Metall gearbeitet sein, wobei der Griff oft in komplizierter Schmiedearbeit mit durchbrochenen Ornamenten hergestellt ist. Die Verwendung von Eisen als Material für die Siegelherstellung ist eine Eigenheit Tibets, die sich nur wegen des trockenen Hochlandklimas, das kaum Korrosion hervorruft, entwickeln konnte.
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Abbildung 51: Teilvergoldetes Siegel mit Griff aus Holz | | Abbildung 52: Eisensiegel mit graviertem Dekor | | Abbildung 53: Privates Siegel mit Bronzegriff; der obere Teil mit Pilz-Dekor. Vorbild ist der Pilz Ganoderma lucidum | | Abbildung 54:Privatsiegel mit Aufschrift in dBu-can-Schrift, Sonne- und Mondsymbol auf dem oberen Rand |
Privat- und Klostersiegel verwenden im Allgemeinen nur Tibetisch, das jedoch in verschiedenen Schriftarten erscheint. Auf Klostersiegeln, die meist quadratisch sind, findet man vor allem die Phagpa-Schrift. Daneben kommen ornamentale Schriften wie Lantsa-Schrift (Ranjana) vor. Auf den meist runden, gelegentlich auch quadratischen Privatsiegen findet man häufig die tibetische dBu-can-Schrift, die oft in Abkürzung den Namen des Siegelbesitzers wiedergibt. Viele Privatsiegel besitzen keine Inschrift und zeigen stattdessen nur ein Glück bringendes Symbol, das oft eines der acht buddhistischen Glückssymbole (Ashtamangala) ist. Runde Privatsiegel zeigen meist ein Sonnen- und Mondsymbol oder drei Punkte am Rand. Letztere stellen wohl das buddhistische Symbol Triratna dar, das Buddha, Sangha (die Mönchsgemeinschaft) und Dharma (die Lehre) bezeichnet. Diese Symbole zeigen dem schriftunkundigen Besitzer an, welches der obere Bereich des Siegels ist und verhüten damit, dass der Siegelaufdruck kopfstehend erscheint. Die Siegel wurden mit roter (nur bei den Siegeln der höchsten Würdenträger wie Dalai Lamas und Panchen Lamas) oder schwarzer Farbe auf das Dokument aufgedruckt. Siegelwachs oder Siegellack wurde nur gelegentlich zum Verschließen von Dokumenten zum Versand benutzt, nicht jedoch, um dem Dokument Autorität zu verleihen. Der häufige Gebrauch dieser Substanzen nach westlicher Art kam erst nach 1900 in Mode, nach der Einrichtung des tibetischen Postsystems, als Briefe mit Siegellack verschlossen und der Lack mit einem privaten Siegelaufdruck versehen wurde. Siegelabdrucke in Ton, wie sie bei Tibets südlichen Nachbarn Indien und Nepal vorkommen, sind aus Tibet nicht bekannt
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Abbildung 55: Vergoldetes Eisensiegel, sehr kunstvoll durchbrochen gearbeitet | | Abbildung 56: Teilvergoldetes Siegel mit fein geschnitztem Holzgriff | | Abbildung 57: Eisensiegel mit Aufschrift in Lantsa-Schrift, in ornamentalen Rahmen gesetzt | | Abbildung 58: Vergoldetes Eisensiegel mit Lotusblüten-Dekor im unteren Teil |
7. Literatur
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Das, Sarat Chandra: “The sacred and ornamental characters of Tibet”. Journal of the Asiatic Society of Bengal, vol. 57 (1888), pp. 41-48 and 9 plates. (Dies ist wohl die erste wissenschaftliche Veröffentlichung der ’Phags-pa-Schrift, die im Tibetischen hor yig (“mongolische Schrift”) heißt. (Siehe Das’ Schrift-Tafeln V und VII). Die Veröffentlichung von Das diente A. H. Francke als Grundlage zum Entziffern der Inschrift eines Dalai-Lama -Siegelabdrucks.)
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Walsh, E.H.: “Examples of Tibetan Seals”. JRAS, January 1915, pp. 1-15.
Walsh, E.H.: “Examples of Tibetan Seals: Supplementary Note”. JRAS, July 1915, pp. 455-459.
Autoren: Dieter Schuh und Wolfgang Bertsch, 2010. Abbildungsnachweise: Abbildungen 3-7 aus: Spanien, Ariane et Imaeda, Yoshiro: Choix de Documents Tibétains conserves à la Bibliothèque Nationale complete par quelques manuscrits de L’India Office Library et du British Museum, Tome II, Paris 1979. Abbildungen 8-16, 18 und 22 aus: A Collection of Historical Archives of Tibet. Cultural Relics Publishing House, 1995 und Testimony of History. China Intercontinental Press, 2001. Abbildungen 17,19-20,26-31, 34, 36-39 und 41-43 aus Peter Schwieger: Digitized Tibetan Archives Material at Bonn University. Abbildungen 51-58 von Wolfgang Bertsch. Alle anderen Abbildungen aus: Schuh, Dieter: Grundlagen tibetischer Siegelkunde, Monumenta Tibetica Historica: Abt. III, Diplomata et Epistolae, Band 5, St. Augustin, 1981.