Tibet-Encyclopaedia

  

   

 

 

 

Gold und Goldmünzen in Tibet

I. Gewinnung und Gebrauch von Gold in Tibet

1. Kurzer geschichtlicher Überblick

Seit der Antike war Tibet als ein Land bekannt, das zahlreiche Goldvorkommen besitzt. Die berühmte Geschichte von den Gold grabenden, jeden Eindringling vertreibenden Riesenameisen, die erstmals von dem griechischen Historiker Herodot erwähnt wird, greift die Gerüchte von Tibets Goldreichtum auf und steigert sie zum Sagenhaften. Die meisten Interpreten legen diese Geschichte in das Gebiet des Himalaja, d.h. nach Tibet oder in angrenzende Gebiete, obgleich Herodot von “Indern“ spricht, welche versuchen, den Ameisen das Gold streitig zu machen (Herodotus, The Histories 3.105). Möglicherweise sind unter „Indern“ Bewohner des Indus-Tales zu verstehen.

Michel Peissel (1986) behauptet, das Mysterium um die Gold grabenden Ameisen gelüftet zu haben, indem er es für möglich hält, dass man die Ameisen mit Murmeltieren identifizieren kann. Um 1980 besuchte Peissel in Kaschmir in der Nähe der indo-pakistanischen Waffenstillstandslinie einen Volksstamm, namens Minaro, der einen tibetischen Dialekt spricht und dessen Angehörige ihm berichteten, dass sie in den von Murmeltieren aufgehäuften Erdhügeln nach Gold suchen (Simons, 1994).

Charles Bell (1924/1990, S. 22) interpretierte die Darstellung aus Herodots Historien auf andere Weise: „An explanation, which has found evidence with some, is furnished by the gold diggings at Thok Jalung in western Tibet. The intense cold of this lofty tableland, aggravated by the violent winds that sweep unceasingly over it, compel the Tibetan workmen to dig hunched up in their black yak-hair blankets. They are accompanied by their watch dogs. These too are usually black; ferocious and swift, they could certainly pursue and attack robbers after the manner described by Herodotus” (Übersetzung: „Eine Erklärung, die einige Schriftsteller anführen, wird von den Goldgräbern in Thok Jalung in West-Tibet geliefert. Die extreme Kälte dieser Hochebene, die durch die starken Winde, die dort fast ständig wehen noch verstärkt wird, zwingen die tibetischen Arbeiter dazu, kauernd in schwarzen Yakhaar-Decken zu graben. Sie sind in Begleitung ihrer Wachhunde, die gewöhnlich ebenfalls schwarz sind; diese sind schnell und wild und könnten sicher Räuber vertreiben und verfolgen in der Art wie dies Herodot beschrieb.”).[1]

Obwohl Tibet als Land mit großen Goldvorkommen bekannt war, wurden wegen von der Religion oder Aberglauben auferlegten Restriktionen keine großen Mengen von Gold abgebaut. Diese Restriktionen waren Ausländern schon im späten Mittelalter bekannt und werden im klassischen Reisebericht des William de Rubruk (c. 1220-c.1283) erwähnt:

“Isti habent multum de auro in terra sua, unde qui iniget auro fodit donec reperiat, et accipit quando indiget, residuum recondens in terra. Qia si reponeret in thesauro vel in area, credit quod Deus auferret ei aliud quod est in terra.”

“Sie haben ein Menge Gold in ihrem Land, wo jedermann, der welches braucht, danach gräbt, aber nur das behält, was er benötigt und den Rest wieder unter der Erde versteckt. Er glaubt nämlich, dass Gott alles, was unter der Erde ist, nehmen würde, wenn er es stattdessen in eine Schatzkiste legte.”

Rockhill (1891, p. 209), der das lateinische Zitat von Rubruk wiedergibt, berichtet, dass ein ähnlicher Glaube noch im späten 19. Jahrhundert in Tibet existierte: “Mining is not allowed in Tibet, as there exists a deeprooted superstition, carefully fostered by the lamas, that if nuggets are removed from the earth no more gold will be found in the river gravels, the nuggets being the roots or plants wherof the gold dust is the grains or flowers” (Übersetzung “Bergbau ist in Tibet nicht erlaubt, da ein tief verwurzelter Aberglaube existiert, der von den Mönchen gefördert wird, dass man im Flusssand kein Gold mehr finden kann, wenn Goldklumpen aus der Erde entfernt werden, weil diese Klumpen die Wurzeln oder Pflanzen sind, von welchen der Goldstaub der Samen oder die Blüte ist”).

Trotz des Aberglaubens und der religiös begründeten Bedenken, die im Zusammenhang mit Bergbau bestanden, liegen schon aus dem frühen 19. Jahrhunderts Berichte vor, die Goldabbau in Westtibet unter von der tibetischen Regierung festgelegten Bedingungen beschreiben. Ein derartiger Bericht stammt beispielsweise von Hamilton (1820, 2. Band, S. 568), der sich auf einen Informanten namens Abdul Russool stützt:

The gold mines are the exclusive property of the government which, according to Abdul Russool, only permits one of them, situated 18 munzils or days’ journey west of Lassa, and within 3 munzils of a place named Lunchee, to be worked by contract, on the following conditions: each individual applying for the privilege of mining must come under a engagment to deliver to the sovereign, six maashas of gold bullion, each maasha being rather more in weight than the one-tenth of a rupee, for which consideration he obtains the privilege of working the mine for a limited period of 3 months. Whatever be the result of his labour, he is still obliged to deliver six maashas to the government, but any surplus he reserves for himself, except when he discovers any single mass weighing more than 7 tolahs, which (according to the authority above mentioned) he is required to deposit again in the mine to prevent its exhaustion. The right of mining is granted only to such number of persons as shall be sufficient by the delivery of 6 maashas each, to yield the government a total annual amount of 5 maunds (about 400 lbs.) of pure bullion. (Übersetzung: Goldminen sind ausschließlicher Besitz der Regierung, welche nach Abdul Russool nur eine freigibt; sie liegt 18 Munzil oder Tagesreisen westlich von Lhasa und im Umkreis von drei Munzil von einer Lokalität namens Lunchee. Die Regierungslizenz unterliegt folgenden Bedingungen: jede Person welche sich um das Bergbau-Privileg bemüht, muss zusagen, dem Herrscher Gold im Gewicht von sechs Maashas abzutreten, jedes Maasha entspricht dem Gewicht von einer zehntel Rupie. Für diese Gebühr erhält man das Privileg, für drei Monate eine Mine zu bearbeiten. Was immer das Ergebnis seiner Arbeit sein mag, der Bergmann muss auf jeden Fall die sechs Mashaas der Regierung überlassen, aber den Überschuss darf er behalten, außer er findet eine einzige Masse, welche mehr als 7 Tolahs wiegt; diese muss er (gemäß dem oben erwähnten Informanten) in die Mine zurückbringen, um deren Erschöpfung zu verhindern. Bergbaulizenzen werden nur einer solchen Anzahl von Personen erteilt, welche erforderlich ist, um durch Abgabe von je sechs Maashas der Regierung insgesamt 5 Maund (ungefähr 400 Pfund) puren Goldes einzubringen).[2]

Das Verbot, Goldklumpen, welche mehr als 7 Tolas wiegen, abzubauen, geht wohl auf die gleichen Vorstellungen zurück, welche Rockhill im Zitat weiter oben erwähnt.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Gold in mehr als einer Mine in West-Tibet abgebaut. Der Goldpreis in zwei verschiedenen Orten von West-Tibet gibt Trotter, (1876, S. 59, Fußnote) wie folgt an:

“In Thok Jálnug erwarb der Pundit bei einer früheren Gelegenheit eine Tola Gold = 72/175 einer Unze (avoirdupois) für elf Rupien, das entspricht dem Gegenwert eines neuzeitlichen englischen Sovereigns. In Thok Daurakpa hätte eine entsprechende Menge Goldes vierzehn Rupien gekostet.”[3]

2. Kleine, mit Stempelprägungen versehene Goldbarren

Der Gebrauch von mit Stempeln versehenen Goldbarren vor 1660 wird in folgendem tibetischen Dokument erwähnt, das Dieter Schuh im Artikel “Historische Währung Tibets” in der deutschsprachigen Wikipedia anführt:

Ngag-dbang chos-´byor: rDe´u´i rtsis-rig la mkho-re´i byis-pa mgu-ba´i long-gtam. Alter tibetischer Blockdruck einer Abhandlung, verfasst von einem Beamten des Schatzamtes des Kloster Trashilhünpo.

Hier gebe ich den von Dieter Schuh verfassten Abschnitt aus dem Wikipedia-Artikel „Historische Währung Tibets“ wieder, welcher sich auf die erwähnte tibetische Quelle stützt:

Gold-Zahlungsmittel vor 1650

Vor der Übernahme der Regierungsgewalt durch die Regierung des 5. Dalai Lama war in Tibet eine große Zahl verschiedener, zumindest teilweise mit Prägung versehener Goldstücke im Umlauf. Es besteht noch keine Einigkeit darüber, ob man diese Zahlungsmittel als Münzen bezeichnen kann.

Wir sind von der Existenz dieser Gold-Zahlungsmittel, die Gold-Sho (tib.: gser zho) genannt wurden, deshalb unterrichtet, da die Finanzbeamten der neuen Zentralregierung Steuereinnahmen in diesen Gold-Zahlungsmitteln erhielten, die sie mit dem tibetischen Abakus mit losen Steinen auf einen einheitlichen Geldstandard umrechnen mussten. Für die Bemessung des Goldgehalts dieser Goldstücke wurde ein Standard-Goldgewicht zugrunde gelegt, das mit Sewa (tibetisch.: se ba).[4] bezeichnet wurde. Folgende verschiedene Goldstücke finden sich in den Listen der Finanzbeamten verzeichnet:

 

Name

Goldgewicht

Verbreitungsgebiet

 

1.

Phagsho

30 Sewa

Möglicherweise Phag ri

phag zho

2.

Gugsho

27 Sewa

mNga´ris

gug zho

3.

Tagsho

27 Sewa

sPu hreng

stag zho

4.

Losho

27 Sewa

sPu hreng

glo zho

5.

Changsho

24 Sewa

lHa ngam

byang zho

6.

Gursho

23 Sewa

gTsang stod tshong ´dus

mgur zho

7.

Üsho

20 Sewa

dBus

dbus zho

8.

Esho

19 Sewa

dBus

e zho

9.

Gosho

32 Sewa

Im Bereich von Trashislhünpo

mgo zho

Des Weiteren wird noch die Tsangsho (tib.: gtsang zho) erwähnt, wobei deren Goldgewicht nicht spezifiziert wird.

Letztendlich findet sich noch die Erwähnung der Gold-Zahlungsmittel Sertam (tib.: gser tam), deren Goldgewicht 2 Sewa betragen hat. 15 Sertam waren ein normiertes Changsho (Chagsho Tshema, tib.: byang zho tshad ma). Das Zahlungsmittel Gursho (mgur-zho) wurde schon von Sarat Chandra Das in seinem Wörterbuch erwähnt. Hiernach waren 1 Gursho = 24 Sewas. (Das, Sarat Chandra, 1903 and 1998, S. 282).[5] Hier enden die Ausführungen von Schuh.

3. Goldstaub

Goldstaub wurde auch in Ledersäckchen gefüllt und mit einem Standardgewicht von 6.5 g oder 5.8 g als Zahlungsmittel in Westtibet benutzt; dies wird von Moorcroft für Hundes Desh (ein tibetischer Distrikt der an Kumaon grenzt, weitgehend identisch mit dem ehemaligen Königreich Guge[6]; Moorcroft, 1813) und von Attkinson (1882) für Garhwal erwähnt. Moorcoft nennt diese Säckchen “Fitank” welche 100 grains apothecary (= 6.4799 g) wiegen und Attkinson gser shubs (“Goldsäckchen”), mit einem Gewicht von 5.8 g. In einer neueren Quelle nennt Khemanand (1987) diese Säckchen Phetang und stellt fest, dass sie ihren Ursprung in Hundes Desh haben und 7 ½ mashas [= 6.803892 Gramm vor 1833 und 7.289886 Gramm nach 1833] wiegen. Der gleiche Gewichtsstandard, den Moorcoft 1813 erwähnt, mag für die weiter unten abgebildete Goldprägung eines Shri Mangalam Tangkas (Abb. 1) zu Grunde liegen. Eine noch frühere Erwähnung befindet sich bei Turner (1972): „Bullion was somewhat reduced in worth in comparison with the year 1783. A potree, or bulse of gold, the same quantity that then sold for twenty-one indermillees, was procurable of a purer quality for nineteen and twenty indermillees” (Übersetzung: “Gold hatte einen etwas geringeren Wert verglichen mit dem Jahr 1783. Ein Potree oder Goldsäckchen, das in jenem Jahr in dieser Menge für einundzwanzig Indermillees verkauft wurde, konnte jetzt in reinerer Qualität für neunzehn und zwanzig Indermillees beschafft werden.“)  (Turner, 1973, p. 184).[7]

Bei dem Goldstaub in den erwähnten Säckchen muss es sich um aus Flusssand oder aus Sand von Seen gewonnenes Gold handeln, also um ein Material, das im Deutschen auch als Waschgold bezeichnet wird.

4. Goldimporte und Goldpreise

Die begrenzten Mengen Goldes, die in den wenigen Minen und als Waschgold aus Flüssen oder Seen gewonnen wurde, mag erklären, warum in einer Quelle des späten 17. Jahrhunderts erwähnt wird, dass Tibet Gold aus China importierte. Khachiakan (1966) gibt folgende Angaben aufgrund eines Geschäftstagebuches des armenischen Händlers Hovhannes Joughayetsi, der sich vom November 1686 bis Juni 1692 in Lhasa aufhielt:

“Die Goldbarren wurden vor allem von der chinesischen Stadt Slink [moderne Schreibweise: Xining] nach Lhasa gebracht. Was der Standard anbelangt, so gab es drei Arten: pana oder varagh, khamser und joonser.

Hovhannes trug das jeweilige Gewicht der Goldbarren seines verstorbenen Kollegen Matos zusammen mit dem Kaufpreis in Rupien (bezogen auf tola, in diesem Fall) in sein Tagebuch ein.

Demnach kostet

eine tola des Typs pana 12.75 Rupien;

eine tola des Typs khamser 12.05 Rupien;

eine tola des Typs joonser 11.55 Rupien.”

Das Gewicht von 1 tola gibt Khachikian als 12.15 g an. Es scheint, dass die zweite Silbe in den Begriffen khamser und joonser das tibetische Wort für Gold gser ist, jedoch ist nicht klar ersichtlich, was die erste Silbe dieser beider Wörter bedeuten könnte. Khamser könnte vielleicht die Bedeutung “Gold von Khams” (Ost-Tibet) haben  Dies wiederum könnte ein Hinweis sein, dass zumindest ein Teil des Goldes ursprünglich in Osttibet gewonnen, in Xining zu Barren verarbeitet und schließlich in dieser Form nach Lhasa transportiert wurde.

Der Begriff Pana ist sonst auch als Grundeinheit der so genannten punch-marked (mit Punzen gestempelte) Münzen des alten Indiens bekannt. Diese mit Stempeln (punch) markierten Münzen hatten oft die Form kleiner, rechteckiger Silberbarren.

Im 20. Jahrhundert wurde Gold auch aus Indien importiert. Bekannt sind die münzähnlichen Tola-Stücke, die von Bankiers und Goldhändlern in Bombay gegossen bzw. wie Münzen geprägt und in Tibet benutzt wurden (Vgl. Abb. 6a). Sie dienten als Vorbild für Größe und Gewicht der Goldmünzen, die in Tibet in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt wurden. Beispiele der indischen Tola-Stücke sind bei Xiao Huaiyuan (1987, no. 5-25) und Gabrisch (1990, Tafel 29, Nr. 130) abgebildet.

Noch im Jahr 1948 versuchte eine tibetische Handelsmission unter dem Finanzsekretär Tsipon Shakabpa (rtsi dpon zhwa sgab pa) Gold für US $ 2,000,000 in den Vereinigten Staaten zu kaufen, konnte aber nach zähen Verhandlungen erst im Mai 1949 eine kleinere Menge Gold im Wert von $ 425,800 erwerben (Goldstein, 1993, S. 595-598).

Goldbarren aus dem 20. Jahrhundert wurden nach dem indischen Tola-Standard zu 180 Grains (= 11.66382 g) gegossen und in dieser Form auch zur Deckung der tibetischen Währung eingelagert.[8]

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Waschgold vor allem in kleinen zugeschnürten Ledersäcken in den Handel kam und auch als Zahlungsmittel diente, während das Gold aus den Minen wohl als Barren in den Handel kam, deren Grundeinheit der tibetische Srang gewesen ist, welcher in dem berühmten historischen Werk „Blaue Annalen“ mehrmals als Einheit für Gold erwähnt wird (Roerich, 1979). Dies galt zumindest bis zum 15. Jahrhundert, als dieses Geschichtswerk verfasst wurde. Später wurde Minengold offenbar auch in Form kleinerer Barren, basierend auf dem Sho-Gewicht, gehandelt und von Regierungsstellen in Zahlung genommen wie dies in der oben wiedergegebenen Tabelle von Dieter Schuh zu ersehen ist.

II. Der frühe Gebrauch ausländischer und das Prägen eigener Goldmünzen in Tibet

Es ist wahrscheinlich, dass die Tibeter mit ausländischen Goldmünzen schon vor der Blütezeit der Yarlung Dynastie (7. Jahrhundert bis 842) in Berührung gekommen waren. Amy Heller berichtet von einer byzantinischen Goldmünze aus dem 6. Jahrhundert, die in Nordost-Tibet, in dem Gebiet der heutigen Qinghai Provinz nördlich der aus dem 8. Jahrhundert stammenden Dulan-Gräber, gefunden wurde (Heller, 2002).

Möglicherweise kamen auch einige Goldmünzen aus Nordindien nach Tibet, vielleicht schon während der Zeit des Gupta Reiches (4. Bis 6. Jahrhundert A.D.), obgleich bisher keine frühe indische Goldmünze aus einem archäologischen Fund in Tibet bekannt geworden ist.

Ya Hanzhang erwähnt die Benutzung von Goldmünzen zur Zeit des 5. Dalai Lamas: “Fifth Dalai Lama Lozang Gyatso was in deep grief at the news of Lozang Choskyi’s death and sent the chief khenpo of the Potala as his representative to the Tashsilhunpo to offer a tingcha khatag, one hundred gold coins and four bolts of satin, and to pray for the Panchen Lama’s early reincarnation.”(Ya Hanzhang, 1994, p. 53). Übersetzung: „Bei der Nachricht vom Tod Lozang Choskyis war der 5. Dalai Lama Lozang Gyatso sehr betrübt und sandte den obersten Khenpo des Potala als seinen Vertreter nach Tashilhunpo, um einen Tingcha Khatag, einhundert Goldmünzen und vier Ballen Brokat zu spenden und für eine zeitige Wiedergeburt des Panchen Lamas zu beten“.

Leider gibt Ya Hanzhang keine Quelle für diese Aussage an. Es ist möglich, dass die Quelle nur erwähnt, dass eine bestimmte Anzahl von Sho oder Srang als Gold geschickt wurde und nicht angeben wird, ob dieses Gold in Form von Münzen, Barren oder Goldstaub war. Auch dann, wenn es sich eindeutig um Münzen gehandelt haben sollte, könnten es ausländische Prägungen, z.B. aus Indien gewesen sein.

Bis vor kurzen war es noch umstritten, ob Tibet schon eigene Goldmünzen prägte, bevor die regulären 20 Srang Goldmünzen der 1920er Jahre erschienen. Eine Goldprägung des bisher nur in Silber bekannten Münztyps „Shri Mangalam Tangka“ aus dem 18. Jahrhundert[9]  ist in Nepal aufgetaucht und wurde von Rhodes und Lissanevitch (2010) als früheste in Tibet geprägte Goldmünze veröffentlicht (Abb. 1). Auch ist ein Goldabschlag einer sino-tibetischen Münze bekannt, die das Datum 58. Jahr der Ära Qian Long (AD 1793) trägt (Xiao Huaiyuan, 1987,  Nr. 3-19). Da beide erwähnten Goldmünzen mit den gleichen Stempeln geprägt wurden, die auch für die Herstellung der entsprechenden Silbermünzen benutzt wurden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob man diese Exemplare für den Umlauf prägte oder ob es sich entweder um Spezialprägungen für hohe Beamte oder Würdenträger oder um Prägungen für religiöse oder zeremonielle Zwecke handelt.

Ein in Gold geprägter Kong-par Tangka mit dem Datum 15-24 (AD 1889), befindet sich in einer Sammlung in Nepal und könnte echt sein (Abb. 2). Es sind auch Goldprägungen der sog. Mönchs-Tangka von ca. 1909 und eines Gaden Tangkas bekannt. Sie wurden zuerst von Carlo Valdettaro (1974) dokumentiert. Während es sich bei den in Gold geprägten Gaden Tangkas um in Nepal hergestellte Fälschungen oder um private Prägungen für religiöse Zwecke handelt, könnte es sich bei der Goldprägung des zur Verteilung an Mönche geprägten Tangkas um eine echte, in Tibet geprägte Münze (Abb. 3 und 4) handeln.

Zwei chinesische Phantasieprägungen

Es existieren außerdem zwei höchstwahrscheinlich in China hergestellte Phantasiemünzen, welche den offiziellen 20 Tam Goldmünzen aus Lhasa nachempfunden sind. Sie wurden im oder kurz vor dem Jahr 1931 für chinesische und westliche Sammler hergestellt, die zu jener Zeit kaum eine Gelegenheit hatten, das Original einer tibetischen Goldmünze zu erwerben.[10]

Das Avers dieser beiden Münzen zeigt neben dem Schneelöwen, der einen affenähnlichen Kopf besitzt, das Datum innerhalb eines Zentralkreises sowie eine recht grobe Nachahmung der acht Glückssymbole. Die Rückseite trägt eine verballhornte tibetische Inschrift, welche nur deshalb lesbar ist, weil es offensichtlich eine Nachahmung der Originalinschrift der in Lhasa geprägten Goldmünzen ist, welche „dga’ ldan pho brang phyo(gs) las rnam gyal“ und „Tam srang 20“ lautet. Innerhalb des Zentralkreises befindet sich bei der einen Münze (Abb. 5a) ein chinesisches Schriftzeichen und auf der anderen (Abb. 5b) eine zweigeschossige Pagode, jeweils von acht sternförmig angeordneten Bögen umgeben. Die auf den Münzen in gleicher Weise missgestaltete pseudo-tibetische Inschrift der Rückseite lässt den Schluss zu, dass beide Exemplare aus ein und derselben Quelle stammen bzw. die Prägestempel vom selben, der tibetischen Schrift unkundigen Stempelschneider hergestellt wurden.

a) Echte frühe Goldmünzen

   

Abbildung 1 (1)

 

Abbildung 1 (2)

Abbildung 1: Shri Mangalam Tangka, in Gold geprägt. 28 mm; 6.53 g. Sammlung Alexander Lissanevitch. Undatiert, jedoch den Jahren 1763/64 oder 1785 (Rhodes und Lissanevitch, 2010) zugeschrieben.[11]

   

Abbildung 2 (1)

 

Abbildung 2 (2)

Abbildung 2: Kong par tangka, mit dem Datum 15-24, In Gold geprägt (Sammlung Alexander Lissanevitch, Nepal).

   

Abbildung 3 (1)

 

Abbildung 3 (2)

Abbildung 3: Goldprägung eines Mönchs-Tangkas. Gewicht: 5,07 g , Durchmesser: 26 mm.

b) Zweifelhafte Goldmünzen

   

Abbildung 4 (1)

 

Abbildung 4 (2)

Abbildung 4: Goldprägung einer Gaden-Tangka. Gewicht: 5,05 g. Durchmesser: 24,5 – 24,9 mm.  

Abbildung 5

Abbildung 5: 5 Sho, Datum 15-49 in Gold? Spinks, (Nov. 2008), Gewicht: 15,85g, Durchmesser: 28 mm. Die Echtheit dieser Münze wird angezweifelt (Bertsch, 2009).

c) Phantasieprägungen im Stil tibetischer Goldmünzen

Abbildung 5a

Phantasiemünze in Gold mit dem Datum 15-51

   

Abbildung 5b (1)

 

Abbildung 5b (2)

Phantasiemünze in Gold mit dem Datum 15-51. Gewicht 10.6 g.

d) Reguläre Goldmünzen (1918-1922)

Die ersten Goldmünzen, die in Tibet in größerer Anzahl für den Umlauf geprägt wurden, sind diejenigen (oder zumindest ein Teil davon), die Tsarong Shabpe in einer Münze westlich des Norbu Lingka in Lhasa im Nennwert von 20 Tam Srang prägen ließ. Diese Münzstätte war als gser khang („Goldhaus“) bekannt.[12]

Laut dem Japaner Tokan Tada war es der 13. Dalai Lama persönlich, der die Entscheidung traf, Goldmünzen prägen zu lassen: “He also decided to mint the gold coins because Tibet is a gold producing country. Unfortunately, these coins were of pure gold, and thrifty foreigners bought them up and they were absorbed by India, so that the minting and circulation of gold coins had to be stopped.” (Tada, 1965, p. 68). Übersetzung: „ Er entschied auch, Goldmünzen zu prägen, weil Tibet ein Land ist, welches Gold produziert. Unglücklicherweise waren diese Münzen aus purem Gold und auf einen kleinen Gewinn bedachte Ausländer kauften sie auf, um sie nach Indien zu bringen, so dass das Prägen und der Umlauf von Goldmünzen eingestellt werden musste“.

   

Abbildung 5a: Die westlich des Norbu Lingka (Sommerresidenz der Dalai Lama) gelegene Münzstätte Gser khang nach Zhu Jinzhong et al., 2002

 

Abbildung 6: Tsarong in festlicher Neujahrstracht. Sein voller Name ist Dasang Dadul Tsarong Dzasa (zla bzang dgra ‘dul tsha rong dza sag)

Zu den Prägungen tibetischer Goldmünzen trug Charles Bell Folgendes in sein unveröffentlichtes Tagebuch ein:

“27.8.20 Tsarong Shape makes a large profit out of his work at the gold mint. The gold coin ser-trang ranks as equal to 20 ngu-sangs, but actually equals 16 only. Thus on every ser-trang the Tibetan Government makes a profit of 4 ngu-sang (= Rs. 6). People say that 10,000 ser-trangs are being coined daily at this mint. I doubt personally whether the number is so large; possibly only 1000 are coined daily. Tsarong is allowed to bring some of the gold that he buys himself and pass it into the currency, and take a similar profit on it for himself. I would estimate that for every thousand coins coined from the Government gold he is allowed to coin one hundred or so from his own gold and take the profit on these 4 ngu-sangs per ser-trang.”

Übersetzung: “27.8.20 Tsarong Shape zieht aus seiner Arbeit in der Goldmünze einen großen Gewinn. Die Goldmünze Ser-trang hat einen Umlaufwert von 20 Ngu-sangs, ist aber tatsächlich nur 16 wert. Also macht die tibetische Regierung mit jedem Ser-trang einen Gewinn von 4 ngu-sang (= 6 Rupien). Die Leute sagen, dass täglich 10.000 Ser-trang in dieser Münze geprägt werden. Ich persönlich bezweifle jedoch, dass die Anzahl derart groß ist, möglicherweise werden nur 1000 täglich geprägt. Tsarong hat die Erlaubnis, einiges Gold, das er selber gekauft hat, in Geld zu verwandeln und einen ähnlichen Gewinn für sich selbst zu erzielen. Nach meiner Schätzung, kommen auf tausend Münzen, die vom Regierungsgold geprägt werden, ungefähr einhundert, für die er die Erlaubnis hat, sie von seinem Gold zu prägen und von diesen einen Gewinn von 4 Ngu-sang pro Ser-trang erzielt.“

“5.10.21 Tsarong Shap-pe showed me around the gold mint to-day. All the gold coins (ser-tang) are manufactured here and some of the silver and copper coins also. A good deal of the new machinery has been introduced, and one is struck by the adaptability and comparative proficiency of the Tibetan artisans, in spite of the scanty training which they have received. A good deal of the machinery is worked by a water wheel, which Tsarong has installed, and which is turned by a water channel taken from, the Kyi Chu.

The furnaces for melting the metal are blown up by bellows worked by women who sing as they work: […]”

Übersetzung: „5.10.21: Tsarong Shap-pe zeigte mir heute die Goldmünzstätte. Alle Goldmünzen (Ser-tang) werden hier hergestellt und auch einige Silber- und Kupfermünzen. Eine beträchtliche Anzahl neuer Maschinen wurden eingeführt und man ist erstaunt über die Anpassungsfähigkeit und Effizienz der tibetischen Handwerker, trotz der geringen Ausbildung, die sie erhalten haben. Ein großer Teil der Maschinen wird durch ein Wasserrad angetrieben, das Tsarong installierte, und welches durch einen vom Kyi Chu abgeleiteten Wasserkanal gedreht wird.

Die Öfen für das Schmelzen des Metalls werden mit Blasebälgen von Frauen angefacht, die bei ihrer Arbeit singen...“. Soweit die Tagebuch-Eintragungen von Charles Bell.

Der Wert der tibetischen Goldmünze wird 1921 für die Gegend von Pari (phag ri; Zentral-Tibet) von Howard-Bury mit 33 indischen Rupien angegeben:  “The then rate of exchange was 33 rupees to 1 sersang – a gold coin – and 4 ½ silver tangkas to 1 rupee. The tangkas were a thin and very badly stamped coin about the size of a two-shilling-piece. We found them, however, to be the most useful form of currency as the gold coin, though much easier to carry, could only be exchanged at a few places, and it was seldom that we met people who were rich enough to be able to change them”. (Howard-Bury, D.S.O., Lieut.-Col. C.K et al., 1922, S. 47) (Übersetzung: Der damalige Umtauschkurs war 33 Rupien für einen Sersang – eine Goldmünze – und 4 ½ Tangkas pro Rupie. Die Tangkas waren dünne und schlecht geprägte Münzen, die ungefähr so groß wie ein Zwei-Schillingstück waren. Sie erwiesen sich jedoch für uns als eine recht nützliche Form von Währung, da die Goldmünzen zwar viel leichter transportiert, aber nur an wenigen Orten umgetauscht werden konnten und wir nur selten jemanden trafen, der reich genug war, um sie umzutauschen“.)

Der gebräuchlichste Name für die tibetischen Goldmünzen war gser tam and nicht gser srang wie von Howard-Bury behauptet wird.

McGovern gibt den Wert einer Goldmünze mit 133 1/3 Tangkas für die frühen 1920er Jahre an. Dies entspricht genau ihrem Nennwert von 20 Srang (1 Srang = 6 2/3 Tangkas). (McGovern, William Montgomery, 1992, p. 440).

   

Abbildung 6a (1)

 

Abbildung 6a (2)

Abbildung 6a:  Indisches Goldstück im Gewicht von einem Tola (= 11.66 g). Größe und Gewicht dieses und ähnlicher nach Tibet importierter indischer Tola-Stücke waren Vorbild für die 20 Tam Srang Goldmünze.

e) Beispiele von 20 Srang Goldmünzen, die zwischen 1918 und 1922 geprägt wurden sowie von späteren Fälschungen und Probemünzen[13]

   

Abbildung 7 (1)

 

Abbildung 7 (2)

Abbildung 7: Echtes Exemplar. Jahr 15-52. Gewicht: 11.16 g. Durchmesser: 26.6 mm.

   

 

Abbildung 8 (1)

 

Abbildung 8 (2)

Abbildung 8: Echtes Exemplar. Jahr 15-52. Gewicht: 11.07 g. Durchmesser: 26.6 mm. Variante mit kleinem Punkt im Zentrum des Revers. Möglicherweise diente der kleine Punkt im Zentrum des Revers dazu, um die von der Regierungsmünze geprägtem Goldmünzen von denen zu unterscheiden, die von Tsarong geprägt wurden (Gabrisch, 1990/1991).

Abbildung 9

Abbildung 9: Kupferprägung der Goldmünze 15-52, ehemals in der Sammlung von Karl Gabrisch (ex Laurence Brilliant), jetzt in der Sammlung von  N.G. Rhodes. Im Jahr 2002 wurden zwei Kupferproben desselben Datums in Lhasa gefunden, die angeblich aus Beständen des Norbu Lingka (Sommerpalast der Dalai Lamas) stammten.[14]

   

Abbildung 10 (1)

 

Abbildung 10 (2)

Abbildung 10: Fälschung der Goldmünze mit dem Datum 15-52. Heritage Auctions, Auction no. 363, 9 Jan. 2005, lot 23339. Revers: Im Zentrum befindet sich ein kleiner Kreis, wo sich auf echten Münzen ein kleiner Punkt oder kein Punkt befindet.

Abbildung 11

Abbildung 11: Fälschung der Goldmünze mit dem Datum 15-54. Auffällig ist der abweichende Stil des Löwen auf dem Avers und die unprofessionelle Schrift auf dem Revers. Vor der Silbe „dga´” erscheint statt des üblichen tibetischen Zeichens für einen Kapitel- oder Satzanfang ein Zeichen, das einer auf dem Kopf stehenden handgeschriebenen europäischen “2” ähnelt (in der 11 Uhr Position) (Baldwin´s Auctions et al., 2007, lot 669).

   

 

 

Abbildung 12 (1)

 

Abbildung 12 (2)

Abbildung 12: Ähnliche Fälschung in Kupfer mit dem Datum 15-52. E-bay Verkäufer cncoin99 (3298) (1.1.2009).  Artikelnummer: 200293465824

Abbildung 13

Abbildung 13: Ähnliche Fälschung in einem Metall, das Silber sein könnte, mit dem Datum 15-52. Sammlung Manuel Mozo (May 2010).

   

Abbildung 14 (1)

 

Abbildung 14 (2)

Abbildung 14: Echtes Exemplar Jahr 15-53. Gewicht: 11.45 g. Diam: 26.6 mm. 1975 in Kathmandu erworben. Durchmesser des Zentralkreises auf dem Revers: 2.8 mm.

   

Abbildung 15 (1)

 

Abbildung 15 (2)

Abbildung 15: Echtes Exemplar. Jahr 15-53. Weight: 11.14 g. Diam: 26.6 mm. 1985 in Kathmandu erworben. Durchmesser des Zentralkreises auf dem Reverse: 2.2 mm. Die verschieden großen Durchmesser des Zentralkreises auf dem Revers mögen dazu gedient haben, die Produkte der Regierungsmünze von den von Tsarong hergestellten Goldmünzen unterscheiden zu können.

   

Abbildung 16 (1)

 

Abbildung 16 (2)

Abbildung 16: Fälschung mit dem Datum 15-53, die von einem Tibeter um 1970 in Nepal hergestellt worden sein soll. Sammlung Nicholas Rhodes.

   

Abbildung 17 (1)

 

Abbildung 17 (2)

Abbildung 17: Silberprägung von zweifelhafter Echtheit. Datum 15-53. Gewicht: 7.20 g. Durchmesser: 26.5 mm.

   

Abbildung 17a (1)

 

Abbildung 17a (2)

Abbildung 17a: Echtes Exemplar. Datum 15-54. Gewicht: 11.16 g. Durchmesser: 26.5 mm.

Abbildung 18

Abbildung 18: Ein in China ca. 1930 hergestelltes Imitat der 20 Tam Goldmünze mit dem Datum 15-54. Poly Auctions, Beijing, 8. Dez. 2011. Es existieren auch mit den gleichen Prägestempeln hergestellte Münzen in Silber und Kupfer.

   

Abbildung 19 (1)

 

Abbildung 19 (2)

Abbildung 19: Datum 15-54. Gewicht: 11.57 g. Diam: 26.5 mm. Angeblich aus Indien oder Hong Kong stammende Fälschung. 1991 in Nepal erworben.

Abbildung 20

 Abbildung 20: Echtes Exemplar. Datum 15-55. Gewicht: 10.21 g. Ehemals in der Sammlung von Karl Gabrisch. (Baldwin et al., Hongkong, 2005, lot 200).

   

Abbildung 21 (1)

 

Abbildung 21 (2)

Abbildung 21: Probemünze zu 20 tam srang mit dem Datum 15-57 (1924). Gewicht: 7.23 g. Durchmesser: 26.6 mm. Diese Probemünze wurde von der englischen Firma Taylor & Challen (Birmingham) aus Messing hergestellt und zusammen mit modernen Münzpressen in den 1920ger Jahren nach Tibet geliefert. Der englische Stempelschneider stellte den Schneelöwen als einen britisch-imperialen Löwen dar (Bertsch, 1987).

Anmerkungen:

 [1] Eine ausführliche Darstellung des Topos „Goldgrabende Ameisen“ in der europäischen Literaturgeschichte findet sich bei Thomas Reimer (2005).

 [2] 1 māshā = 0,9071856 Gramm; 12 māshās = 1 tolā = 10,886227 Gramm; 1 maund = 34,835926 Kilogramm. Die Regierungseinahmen von fünf Maund Gold entsprächen damit den Lizenzgebühren von 6400 Bergleuten, woraus man schließen kann, dass es sich um ausgedehnte Goldfelder gehandelt haben muss. 6 Māshas = 5.4431136 Gramm; dies entspricht in etwa dem Gewicht des nepalesischen Mohars, das Prinsep (1858) mit 87 grains = 5.637513 Gramm angibt. Erhaltene Mohars aus der Mallazeit haben ein etwas niedrigeres Gewicht mit ca. 5,4 g (Fußnote von W. Bertsch).

[3] Die Minen von Thok Jalung wurden schon zur Zeit des Königreiches Guge, also im oder schon vor dem 17. Jahrhundert ausgebeutet. (Tucci, 1935), S. 115.

[4] Nach S. C. Das (1903 und 1998) entspricht ein se ba ungefähr zwei grains (1 grain = 0.064799 Gramm). Khachiagan rechnet jedoch ein se ba in 0.25 Gramm um. Letzteres mag das standardisierte seba Gewicht schon vor 1650 gewesen sein. Damit entsprächen die Sho-Gewichte in der Tabelle, die zwischen 19 bis 32 Sewas schwanken, Grammgewichten die zwischen 4.75 und 8 g liegen ( Fußnote von W .Bertsch hinzugefügt.).

[5] S. C. Das gibt das Gewicht eines mgur zho mit 24 sewa oder 24 rattees an. 1 rāttī = 1.75 grains = 0.121498 g nach 1833 und 0. 11339825 g vor dieser Zeit.

[6] Vgl. Tucci, Giuseppe: „On some Bronze Objects Discovered in Western Tibet“. Artibus Asiae, Vol. 5, Fasc. 2,3,4, p. 105-116. Tucci erwähnt die abgekürzte Form “Hundesh” mit der Bedeutung “wool country”.

[7] Die Kuratorin für orientalische Münzen der Münzabteilung des Britischen Museums, Helen Wang, teilte mir mit, dass ein oder zwei Exemplare von tibetischen Säckchen mit Goldstaub in der Sammlung des Museums existieren; sie hatte aber noch nicht die Gelegenheit, meiner Bitte nachzukommen, ihr Gewicht festzustellen und sie zu photographieren. Mit „indermillees“ sind die aus Nepal importierten Silbermünzen gemeint, die ein Gewicht von ca. 5,4 g besitzen und in der Mitte des 18. Jahrhunderts nur noch zu ca. zwei Drittel aus Silber bestanden.

[8] Rinchen Dolma Taring (1978, S. 107) berichtet, dass Tibet auf Betreiben von Tsarong Shabpe (tsha-rong zhabs-pad), der Direktor der tibetischen Münze war, nach 1925 dreihundert Goldbarren im Gewicht von jeweils 27 Tolas aus Indien importierte. Ein ähnlicher Barren, der 310 g wiegt (das entspricht knapp 27 Tolas), und aus den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts stammt, ist bei Zhu Jinzhong et al. (2002, S. 447) abgebildet.

[9] Der chinesische Bericht „Qing ding guo er ka ji lue“ des Generals E-hui aus ca. 1792 erwähnt, dass in den Jahren 1763/64 und 1785 in Tibet erstmals Silbermünzen geprägt wurden. Leider enthält der Bericht keine Beschreibung dieser frühen Münzen. Der undatierte Shri Mangalam Tangka ist dessen ungeachtet versuchsweise dem Jahr 1763/64 zugeschrieben worden (Bertsch und Gabrisch, 1986; Gabrisch, 1999 und Rhodes, 1990).

[10] In folgendem Auktionskatalog wurde die Phantasiemünze mit dem chinesischen Schriftzeichen auf dem Revers bereits im Jahr 1937 angeboten: Glendening & Co. Auctions: Collection of Mrs. Elsie Spinner, Gold Coins of the Kuchans, Guptas, Sultans of Delhi, Mughals, British India, Persia, Burma, Siam, China, Tibet, Central and South America, London 16th-17th June 1937, Los 265.

In einem Auktionskatalog von J. Schulmann, in welchem die Münze wie diejenige unter Abb. 5b angeboten wird, findet sich der Hinweis, dass diese Phantasieprägung schon 1931 als Teil der Thelluson-Sammlung verkauft wurde. J.Schulmann, Catalogue no. 233, Amsterdam, 28-31 March 1960, S. 97.

Beide Typen der hier beschriebenen Phantasiemünzen sind in folgendem Katalog als echte Prägungen kurz beschrieben und abgebildet : Friedberg, Robert: Gold Coins of the World, First Edition, New York, 1958, S. 361. In späteren Auflagen dieses Katalogs wurden sie durch Abbildungen und Beschreibungen der regulären tibetischen Goldmünzen ersetzt.

[11] Der Name der Münze leitet sich von der Inschrift auf dem Avers her. Diese lautet „shri mam ga lam“. Die Inschrift auf dem Revers lautet: dga’ ldan phyo(gs) las rnam par rgyal ba („Der nach allen Richtungen siegreiche Ganden Palast“ eine Umschreibung für die tibetische Regierung). Das Sanskrit-Wort Mangalam, das „Glück“ oder „Segen“ bedeutet, kommt auch auf dem großen Amtssiegel des Panchen Lama zweimal vor, allerdings ohne die Silbe „shri“. Man könnte daher spekulieren, dass es sich bei dieser Münze vielleicht um eine vom Panchen Lama in Auftrag gegebene Prägung handelt. Es gibt jedoch keine Quellen, die diese Vermutung stützen könnten. Es heißt jedoch in einem Brief des Panchen Lamas aus dem Jahr 1788 oder 1789, der an hohe Offiziere der Armee Nepals in Gnya nang gerichtet ist, dass dieser einen separaten Brief an den König von Nepal enthält sowie 4 Goldmünzen. Freilich gibt es keine Beschreibung dieser Münzen, sodass man diese nur sehr vage mit der oben abgebildeten Münze in Zusammenhang bringen könnte. (D. Dawson, 1988 und 1989).

[12] Der volle Name dieser Münzstätte, die 1919 (im “Erd-Schaaf-Jahr”) errichtet wurde, war nor thod gser tam las khung. Die beiden Manager der Münze waren Tsarong und rtse mgron phun rab. Xiao Huaiyuan (1987) erwähnt diese Münzstätte unter dem Namen „luo dui“ welches die chinesische Umschrift für Tibetisch „nor thod“ zu sein scheint. Siehe auch: Sangs rgyas chos ´phel und tshe dbang stobs ldan: bod rang skyong ljongs srid gros lo rgyus rig gnas dpyad gzhi í rgyu cha u yon lhan khang gis rtsom sgrig byas pa (Kommission der Autonomen Region Tibet für die Herausgabe politischer und kultureller Textquellen). spyi ´i ´don thengs 13 pa (Verantwortliche Herausgeber: pad ma skal bzang and blo bzangs tshe brtan). mi rigs dpe skrun khang, Lhasa, 1991, S. 71

 [13] E. Kann (1966) erwähnt Goldmünzen mit dem Datum 15-51 (A.D.1917). Echte Münzen mit diesem Datum gibt es nicht. In einer Auktion in Beijing (Poly Auctions International, 8. Dezember 2011, Los Nr. 8022) wurden zwei Prägungen in Blei mit diesem Datum angeboten. Es handelt sich jedoch zweifelsfrei um in China hergestellte Imitate, welche mehrere Fehler in der tibetischen Legende aufweisen. In der gleichen Auktion wurden auch Prägungen in Gold, Silber und Kupfer mit dem Jahr 15-54 angeboten. Diese unterscheiden sich von echten aus Tibet stammenden Prägungen dieses Jahres und dürften ebenfalls in China ohne Wissen der tibetischen Regierung hergestellt worden sein (vgl. Abb. 18).

 [14] Mündliche Information von Tsering Lama (2002) und B.N. Shrestha (2010).

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III. Unveröffentlichte Quellen

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Moorcroft, William: In:  Bengal Public Consultations. P/8/21. 10th September 1813. No 20, 21 (the British Library).
Diese beiden Dokumente wurden von Nicholas Rhodes kopiert, der sie mir freundlicherweise zur Verfügung stellte (Februar
2010).

Autor: Wolfgang Bertsch, 2012. Bildnachweise: Abbildung 1: Champion Galleries, Hong Kong. Abbildungen 2, 3 , 4, 6a,  7,  8 sowie 14 – 19 und 21:  W. Bertsch. Abbbildung 5:  Zhu Jinzhong at al., 2002. Abbildung 5a: Baldwin’s Auctions Ltd, Ma Tak Wo Numismatic Co Ltd, Monetarium (S) Pte Ltd und Ronald J. Gillio Auctions Hong Kong Coin Auction 40, Hong Kong Sept. 1st 2005, Los 203 (ex Sammlung Karl Gabrisch). Abbildung 5b: Ira & Larry Goldberg Coins & Collectibles, Auction 69, Beverly Hills, California, May 27-31, 2012, Los 4464. Abbildungen  9,11 und 20:  Baldwin´s Auctions Ltd et. al. Abbildung 5: Spinks, London. Abbildung 6: The Tibet Album, British photography in Central Tibet 1920-1950. http://tibet.prm.ox.ac.uk/photo_1998.157.95.html. Abbildung 10: Heritage Auctions, U.S.A. Abbildung 12: E-bay Verkäufer cncoin99 (3298) (1.1.2009).  Artikelnummer: 200293465824. Abbildung 13:  Manuel Mozo Monroy. Abbildung 18:  Poly Auctions, Beijing